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Wohnen in der Schwimmhalle
Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und öfter ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Diesmal: die Lankower Schwimmhalle
„Volksschwimmhalle“ steht nach wie vor auf dem kleinen Stück Mauer vor dem Gebäude in der Lübecker Straße 266. Der Investor Ulrich Bunnemann, Chef der Schelfbauhütte, wollte den Namen unbedingt weiterführen für das Objekt, das jetzt vor allem ein ungewöhnliches Wohnhaus ist. Und ein Schwimmbecken befindet sich ja auch wieder in dem 42 Jahre alten Betonbau.
Mit der Errichtung der Halle habe sich „ein langjähriger Wunsch der Schweriner erfüllt“, schrieb die SVZ bereits nach der Grundsteinlegung am 1. Oktober 1974. Der damalige Oberbürgermeister Horst Pietsch sprach von einer „Heimstatt der Erholung der Bürger und Jugendlichen“.
Gebaut wurde in Stahlbeton-Fertigbauweise mit einem Hyparschalendach – eine damals in der DDR moderne Variante. Ähnliche Gebäude gab es vor dem Bau der Volksschwimmhalle, Typ „Bitterfeld“, jedoch bereits, es handelte sich hier ja auch um ein sogenanntes Wiederverwendungsprojekt. Die Außenwände erhielten ein Verblendmauerwerk.
Nach 15 Monaten Bauzeit stand das Erholungsobjekt den Schwerinern zur Verfügung, am 7. Februar 1976 wurde die Halle eröffnet. Mit täglich 1.000 Besuchern rechnete man seinerzeit. Sie konnten in dem 25-Meter-Becken schwimmen und im kleinen Becken baden – die Stunde für eine Mark (Kinder 50 Pfennig). Außerdem stand eine Sauna zur Verfügung (für 90 Minuten 2,25 Mark). Fünf Jahre später eröffnete dann die Schwimmhalle auf dem Großen Dreesch.
Beide Objekte wurden von den Schwerinern auch nach der Wende noch fleißig genutzt – bis im Januar 2015 auf dem Dreesch die neue Halle in Betrieb ging (die alte war zuvor abgerissen worden, eine Sanierung hätte sich nicht gerechnet). In dem Zuge wurde die Lankower Halle geschlossen und sollte ebenfalls „rückgebaut“ werden.
Eine Bürgerinitiative setzte sich für den Erhalt des Gebäudes ein, und das zuständige Landesamt stufte den Siebziger-Jahre-Betonbau auch als denkmalgeschützt ein (bei der Stadt war man zuvor anderer Meinung). Da niemand in die Weiter- oder Neunutzung investieren wollte, sollte die Schwimmhalle trotzdem abgerissen werden.
In letzter Sekunde fand sich dann doch jemand, der sich erbarmte.
Ulrich Bunnemann sagt: „Die Bagger und Container standen schon. Aber ich konnte es nicht ertragen, dass ein Denkmal abgerissen wird. Überhaupt ist Erhalt immer der beste Weg für historische Gebäude, nicht nur energetisch betrachtet, sondern auch baukulturell.“ Ende 2015 habe er die Immobilie samt Grundstück gekauft – 80.000 Euro hat es ihn gekostet. Zuvor musste alles ganz schnell gehen, binnen eines Wochenendes habe er ein Grundkonzept für die Nutzung entwickelt (was er später weiter ausarbeitete und konkretisierte).
Das Gebäude wird nun zwei Zwecken dienen: Sport und Bewegung sowie – vor allem – Wohnen. Acht rollstuhlgerechte Wohnungen und acht Maisonette-Wohnungen sind in der ehemaligen Schwimmhalle entstanden (alle zur Miete, einige sind noch frei). Außerdem wurden in der oberen Etage Räume für eine Physiotherapiepraxis hergerichtet. Einige Interessenten gebe es schon, sagt Bunnemann.
Die neue Schwimmhalle kann bereits genutzt werden. Das Becken ist etwa vier mal zwölf Meter groß. Angeboten werden vor allem Kurse, aber frei genutzt werden kann die Halle zu bestimmten Zeiten auch.
Rund 400.000 Euro habe Bunnemann allein die Schwimmhalle gekostet; in das ganze Objekt habe er 3,5 Millionen Euro investiert. Und er musste diverse Denkmalschutzauflagen einhalten. S. Krieg