17.11.2017

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Stahl, Glas und etwas Beton

In diesem Jahr ist die Schweriner Sport- und Kongresshalle 55 Jahre alt geworden
Die Sport- und Kongresshalle (Ostseite) Foto: S. Krieg
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Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und öfter ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Diesmal: die Sport- und Kongresshalle.

„In den nächsten Jahren wird unter Mithilfe der Bevölkerung im Lambrechtsgrund eine große Sport- und Kongreßhalle entstehen mit insgesamt 7800 Plätzen, deren Gesamtwert 5,4 Millionen DM beträgt“, steht in einem 1960 anlässlich des Jubiläums 800 Jahre Schwerin erschienenen Bildband. Da war der erste Spatenstich schon erledigt (im April 1959), eröffnet wurde die Halle am 22. September 1962, und gekos­tet hat sie rund 50 Prozent mehr als ursprünglich veranschlagt.

Entworfen wurde der Prestigebau von einem Projektierungskollektiv unter Leitung des Rostockers Architekten Hans Fröhlich. Charakteristisch für die Halle ist eine freitragende Dachkonstruktion, die auf vier Stahlbetonpfeilern ruht.

Die Wärmezufuhr konnte nicht so schnell hergestellt werden wie die Kongresshalle, deshalb sorgte ab Dezember 1962 zunächst eine Heizlokomotive für halbwegs angenehme Temperaturen. Vor dem darauffolgenden Winter wurde das Bauwerk an ein Heizhaus angeschlossen.
Vor den eigentlichen Bauarbeiten musste ein 60.000 Kubikmeter Sand umfassender Hügel abgetragen werden. Das Stadion nebenan war da längst fertig (eingeweiht 1956); dort hatte man es zuvor hingegen mit einer Grube, mit Müll und mit Wasser zu tun.

Die Ränge der Kongresshalle boten etwa 6.000 Gästen Platz, inklusive Stühlen im Innenraum (mit einer Spielfläche von 30 mal 60 Metern) konnten sogar 8.200 Leute sitzen, also 400 mehr als geplant. Zur ers­ten Großveranstaltung kamen aber nur 1.000 Teilnehmer; jedoch fand diese auch schon drei Monate vor der Eröffnung statt, und der Bau war noch nicht abgeschlossen. Es handelte sich übrigens um die Bezirksdelegiertenkonferenz der SED.

Bunter und fröhlicher ging es dann bei der Eröffnungsfeier zu, wo unter anderem der damalige Fernsehliebling Heinz Quermann live zu erleben war. Apropos live: Im April 1965 gab Jazz-Weltstar Louis Armstrong ein Konzert in der Sport- und Kongresshalle. Es folgten eine Menge weiterer Kulturveranstaltungen, Kongresse – und Sporthöhepunkte. Einer davon war Anfang 1974 die Handball-Weltmeisterschaft der Herren; einige der Spiele fanden in der Kongresshalle statt, unter anderem Spanien gegen Schweden in der Vorrunde und DDR gegen Ungarn in der Hauptrunde.

Kleiner Sprung in die 2000er Jahre: Im Jahr 2009 wurde die Kongresshalle in einem Gemeinschaftsunternehmen (PPP-Projekt) der Stadt Schwerin und des privaten Investors Heitkamp Development saniert und umgebaut. Unter anderem bekam das Gebäude ein neues Tragwerk für sein immerhin 5.600 Quadratmeter großes Dach, das nun 50 Tonnen Deckenlast schultern kann. Das Tragwerk ist jetzt also stabil genug, jede Menge Technik für große Shows und vor allem Fernsehübertragungen zu halten.

Die Halle gehörte seinerzeit zu den modernsten Bauten ihrer Art in der DDR, und längst steht die Sport- und Kongresshalle auf der Denkmalliste der Stadt Schwerin. S. Krieg