Hausgeschichten PR-Anzeige
Schönes Haus auf dem Hof
Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und öfter ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Diesmal: die Schelfschule in der Puschkinstraße 13.
Gesundheit, Kunst, Sprachen – das Angebot der Volkshochschule (VHS) in den Räumen der früheren Schelfschule ist vielfältig. Die VHS befindet sich dort seit etwa anderthalb Jahrzehnten. Gelehrt und gelernt wurde in der Puschkinstraße auf dem Gelände hinter dem Brandensteinschen Palais aber schon von Anfang an.
Im Jahr 1899 kaufte die Stadt das Grundstück auf dem Hof des Palais und ließ die dortigen Gebäude abreißen, so wurde Platz geschaffen für eine neue Schule. Mit dem Entwurf hatte man längst Gustav Hamann betraut, in Schwerin kein Unbekannter und ab 1902 sogar Baudirektor und zuletzt Regierungsbaumeister. Er leitete zuvor beispielsweise den Wiederaufbau des Hoftheaters, entwarf unter anderem das Gebäude der Kuetemeyerschen Stiftung (altes Standesamt) und des Marienkrankenhauses (Röntgenstraße), auch die Fritz-Reuter-Schule ist sein Werk.
Der Rohbau der Lehr-Einrichtung auf dem großen Hinterhof der Puschkinstraße 13 war 1900 fertig. Zwei Jahre später wurde sie als kostenpflichtige Privatschule für die Töchter der Handwerker und kleineren Beamten (oder kurz: Bürgermädchenschule) eingeweiht.
Während des ersten Weltkriegs wurden in dem Gebäude wie in so vielen anderen Häusern in Schwerin auch Lazaretträume eingerichtet.
Im Jahr 1921 – inzwischen waren die Zeiten wieder ruhiger – wurde die Einrichtung in eine kostenlose Mädchen-Mittelschule umgewandelt. Zwölf Jahre später erhielt sie einen neuen Namen: Schlageterschule. Besonders die Nationalsozialisten glorifizierten den 1923 in Frankreich hingerichteten Albert Leo Schlageter, was sich auch hier zeigt.
Nach dem zweiten Weltkrieg nutzte das Institut für Lehrerbildung die Schule als Übungsschule. Dies bis 1972, dann folgte die Maxim-Gorki-Schule, die sich durch Frühförderung des Russischlernens (ab der dritten Klasse) auszeichnete und daher auch R-Schule genannt wurde. Nach dem Ende des Schuljahrs 1980/81 wurde sie aufgelöst.
Danach eröffnete in dem Haus die kommunale Berufsschule „Dr. Salvador Allende“, in der unter anderem Facharbeiterinnen für Schreibtechnik ausgebildet wurden. Kurz nach der Wende wurde sie geschlossen, und die Schelfschule wurde zur Grundschule.
Im Jahr 2003 wurde das Haus unter Einsatz von Städtebaufördermitteln sorgfältig saniert.
Seit 2004 hat die Volkshochschule in dem Bau ihren Hauptstandort, bietet dort Kurse und Veranstaltungen vielerlei Art an. S. Krieg