14.06.2012

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Neorenaissance am Pfaffenteich

Rektorenhaus des ehemaligen Fridericianums ist bereits ein Schmuckstück, die Schule soll folgen
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Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und mehr ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Heute im ehemaligen Rektorenhaus des alten Schweriner Fridericianums, das die Verwaltung des Baltic Colleges beherbergt.
Jeder, der Schwerins blaue Mitte umrundet, kommt hier vorbei. Und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass der Gebäudekomplex zu den schönsten am Pfaffenteich gehört. Das ehemalige Fridericianum mit Haupthaus und Rektorenhaus erzählt Schweriner Schulgeschichte und schreibt sie gleichzeitig fort. Ins Haupthaus, dessen Sanierung vor kurzem begonnen hat, sollen zum Beginn des Wintersemesters 2013/2014 Studenten des Baltic Colleges einziehen. Im benachbarten Rektorenhaus befindet sich bereits seit Oktober 2010 die Verwaltung der privaten Hochschule.
Das Rektorenhaus vermittelt schon heute einen Eindruck davon, welche Pracht hinter den alten Fassaden des Komplexes schlummert. Denn dieses Gebäude haben die Stadt Schwerin und ihre Sanierungsträgerin EGS bereits wachgeküsst. Wer das dreistöckige Klinkerhaus betritt, steht zuerst in einem von Licht durchfluteten Gang. Noch ist die Verbindung zum Haupthaus verschlossen, aber nach dessen Sanierung wird sich hier wieder eine Tür öffnen. Ein paar Schritte und der Bodenbelag wechselt von Stein zu Holz: Jetzt geht es rechter Hand in die Bibliothek, die in einem der schönsten Räume untergebracht ist und später im Hauptgebäude Platz finden soll. Der Blick aus den hohen Fenstern im Erker geht direkt auf den Pfaffenteich. „Das ist mein Lieblingsplatz hier im Haus“, verrät Mirko Boldt, der beim Baltic College für Marketing und Kommunikation verantwortlich ist. Leider fehlt oft die Zeit, lange zu verweilen. Doch das macht nichts, denn auch in den Büros ist der Charme des alten Rektorengebäudes sichtbar. Fußböden, Fenster und Innentüren wurden restauriert bzw. nach historischem Vorbild erneuert. Das beauftragte Schweriner Architekturbüro Brenncke legte großen Wert darauf, alte Grundrisse und Materialien zu erhalten. So führt noch heute eine wunderschöne dunkle Holztreppe ins Obergeschoss. Hier erinnern im Besprechungsraum Fotos aus dem Stadtarchiv an Episoden aus der Schulgeschichte.
Die begann am Pfaffenteich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals entstand das Schulgebäude mit dem Rektorenhaus nach Plänen von Hermann Willebrand. Der Hofbaurat entschied sich für Neorenaissance-formen im regionaltypischen Johann-Albrecht-Stil, der auch als „mecklenburgische Renaissance“ in die Baugeschichte einging.
Übrigens war es eben jener Namensgeber Johann Albrecht I., von 1547 bis 1576 Herzog zu Mecklenburg, der die Gründung einer höheren Schule in Schwerin veranlasst hatte. Diese Schule, in der Religion, Grammatik und Rhetorik, Dialektik, Latein, Griechisch und Musik unterrichtet wurden, befand sich im ehemaligen Franziskanerkloster in der Nähe des Burgsees. Später wurde sie mit der vom Bruder des Herzogs gegründeten Stiftsschule zur Domschule zusammengelegt. Viele Jahre gab es hier nur einen einzigen Lehrer. Doch die Schülerzahlen wuchsen und auch der Stundenplan: Ab 1780 gehörten zusätzlich Französisch, Mathematik und Physik  zu den Lehrinhalten.  Unter dem Patronat des Großherzogs Friedrich Franz I. entstand aus der Domschule 1818 ein neuhumanistisches Gymnasium – das Fridericianum. Im Westflügel des Kreuzgangs, wo die Schule untergebracht war, ist für das Jahr 1827 die Zahl von 250 männlichen Schülern überliefert, die von 12 Lehrern unterrichtet wurden.
Es wurde also enger in der Schulbank. Deshalb entschloss man sich zum Neubau: Im Palaisgarten an der Ostseite des Pfaffenteichs entstanden zwischen 1868 und 1870 Schulgebäude und Rektorenhaus. 1887 kam eine Turnhalle, errichtet von Baumeister Rudolf Zöllner, und 1909 ein Erweiterungsbau nach Entwürfen von Gustav Hamann hinzu. Heute umrahmen diese vier Gebäude einen Hof, der zum Campus heranwachsen soll.
Das alte Schul- und künftige Hochschulgebäude, in welches das Baltic College als Mieter einzieht, wird mit Städtebaufördermitteln in Höhe von 3,9 Millionen Euro aus Bund, Land und Kommune hergerichtet. Hotel- und Tourismusmanagement sowie Management im Gesundheitstourismus gehören unter anderem zu den Fachrichtungen, die junge Leute hier studieren können.