14.09.2018

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Mehr Raum für moderne Kunst

Vor zwei Jahren wurde der Anbau des Staatlichen Museums eröffnet
Der Anbau von der Werderstraße aus betrachtet. Das neue Haus ist über einen Übergang an das Haupthaus angebunden. Foto: S. Krieg
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Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und öfter ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Diesmal: der Anbau des Staatlichen Museums.

Schon vor Baubeginn war klar, dass Werke von Günther Uecker eine Hauptrolle in dem neuen Museums­trakt spielen werden, weswegen viele Kunstinteressierte auch schon vom „Uecker-Bau“ sprachen. Man könne Uecker tatsächlich dort besser zeigen, als im Hauptgebäude, sagte damalige Museumsdirektor Dr. Dirk Blübaum schon während der Bauphase, ein Uecker-Museum werde der Anbau jedoch nicht.
Passend zur modernen schlichten Architektur präsentiert das Staatliche Museum Schwerin dort auf jeden Fall neuere Kunst, also solche, die nach 1945 entstanden ist. Gleich die erste Ausstellung – eröffnet wurde der Anbau am 1. Juli 2016 – bestand zu großen Teilen aus Arbeiten von Günther Uecker. So hatte der in der Nähe von Crivitz geborene Künstler extra für diese Ausstellung großformatige Tücher bemalt.

Die ersten Pläne für den Neubau an der Seite zur Werderstraße wurden im Juni 2014 vorgestellt, und bereits im September jenes Jahres begannen die Arbeiten. So dicht am See blieben die schwerintypischen Bauprobleme nicht aus: Wegen des hohen Grundwasserspiegels mussten rund 140 Gründungspfähle, bis zu 30 Meter lang, in den Boden gerammt werden. Trotzdem ging der Bau zügig voran, und so konnte bereits im August 2017 Richtfest gefeiert werden.

Das Berliner Architekturbüro ARGE Scheidt Kasprusch Becker lieferte den Entwurf für das Gebäude, der dann entsprechend umgesetzt wurde. (Dasselbe Büro hat übrigens auch den Planungswettbewerb für das Depot- und Werkstattgebäude gewonnen, das derzeit zwischen Stellingstraße und Ludwigsluster Chaussee entsteht.)

Der Anbau verfügt über zwei Geschosse, wobei das erste teils unter­irdisch liegt – mit Rücksicht auf die Unesco-Weltkulturerbe-Bewerbung sollte nicht so hoch gebaut werden. Das Gebäude fügt sich gut in den Hof ein, so dass die Auflagen der Unesco erfüllt werden. Es handelt sich im Gegensatz zum Gebäudeensemble rundum, besonders dem Museumshaupthaus selbst, um einen hellen Betonquader, dessen schlichte Formen sich auch im Inneren fortsetzen.

Bauherr ist das Land MV, vertreten durch den landeseigenen Betrieb für Bau und Liegenschaften (BBL M-V). Viel Wert legte das Land nicht nur auf das moderne Äußere des Anbaus, sondern auch auf aktuelle Technologien. So schreibt der BBL unter anderem: „Charakteristisch für das Ausstellungsgebäude ist die spezifische Gebäudetechnik, allen voran die Museumsbeleuchtung. Beide Ausstellungsgeschosse sind mit einer vollflächigen Lichtdecke ausgestattet, die aus tausenden LED-Leuchten [rund 25.000 Stück – d.?A.] besteht und von lichtdurchlässigem Textilgewebe überspannt ist.“ Daneben verfüge das Haus über eine leistungsstarke Klimatechnik. Eine reversible Wärmepumpe mit Kollektoren im Erdreich kühle das Gebäude entsprechend den klimatischen Vorgaben fürs Museum. Es handele sich um ein sogenanntes Passivhaus.

Das Staatliche Museum verfügt dank des Anbaus über knapp 800 Quadratmeter zusätzliche Ausstellungsfläche. Zurzeit ist im Neubau die Ausstellung „Hinter dem Horizont“ mit Werken von Künstlern aus der DDR zu sehen. Insgesamt kann das Museum nun auf rund 1.500 Quadratmetern modernere Kunst präsentieren. Der Neubau ist mittels eines kurzen Übergangs direkt an das bestehende Gebäude angebunden.

Die Errichtung des Neubaus hat gut acht Millionen Euro gekostet, ungefähr 90 Prozent davon wurden aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) getragen, den Rest finanzierte das Land aus eigenen Mitteln. S. Krieg