20.12.2010

Hausgeschichten PR-Anzeige

„Langer Jammer” ist heute Schmuckstück

Zwischen Schloßstraße 24 und Klosterstraße 15 sind zahlreiche Caritas-Dienste untergebracht
Rudolf Hubert (l.) und Stefan Gillner freuen sich über die gelungene Sanierung des „Langen Jammers“. Fotos: Katja Haescher
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Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und mehr ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Heute in einem Haus, das gleich zwei Adressen hat und noch viel mehr Angebote unter einem Dach vereint.

Auf der einen Seite ist es die Schloßstraße 24. Auf der anderen Seite die Klosterstraße 15. Dazwischen gibt es 38 Räume, in denen jede Menge Hilfs- und Beratungsangebote der Caritas Mecklenburg e.V. untergebracht sind: eine Kleiderkammer für Kinder und ein Café für junge Mütter, die Caritas-Sozialstation, der Betreuungsverein und der Fachdienst Hilfen zur Erziehung – um nur einige zu nennen. Außerdem ist der Gebäudekomplex mit den zwei Adressen Sitz des kirchenhistorischen Heinrich-Theissing-Instituts.
Bei so vielen guten Inhalten mutet es fast seltsam an, wenn Rudolf Hubert das Haus „den langen Jammer“ nennt. „Das hängt damit zusammen, dass wir anfangs gar nicht wussten, wie wir hier unsere Einrichtungen und Beratungsstellen am besten verteilen sollten“, sagt der Geschäftsführer des Caritas-Kreisverbandes Westmecklenburg. In dem schmalen Hofgebäude, das Schloßstraße und Klosterstraße verbindet, reiht sich wie in einem Schlauch Raum an Raum. Außerdem war der Zustand des rund 200 Jahre alten Komplexes jammervoll, als ihn die Caritas nach der Wende von der Stadt kaufen durfte. „Das betraf besonders das Holz: Holzständer und Deckenbalken waren zum Teil zerstört“, weiß Ingenieur Stefan Gillner vom Planungsbüro Gillner & Partner. Nahezu jeder zweite Balken musste „angeschuht“ werden, um die künftige Stabilität des Ständerwerks zu gewährleisten.
Noch heute ist Rudolf Hubert froh, mit Stefan Gillner einen so erfahrenen Partner für den Umbau des „langen Jammers“ gefunden zu haben. „Ich habe immer gewusst, welche Räume ich brauche und er hat sofort gewusst, an welcher Stelle sie untergebracht werden“, beschreibt Hubert die Zusammenarbeit. Die Durchgangszimmer im Hofgebäude gewähren nur in der obersten der drei Etagen eine Verbindung zwischen den beiden Straßen. Ansonsten sind die Räume jeweils der einen und der anderen Straßenseite zugeschlagen, um die individuelle Nutzung zu gewährleisten. Geschickt versteckt haben Stefan Gillner und sein Team dabei den Höhenunterschied zwischen Schloß- und Klosterstraße – eine weitere Herausforderung bei diesem Bauprojekt. Zwischen der benachbarten katholischen Kirche St. Anna und dem Hofgebäude beträgt dieser Unterschied fast ein ganzes Geschoss. Auch der Baugrund machte die Sanierung nicht einfacher. „Es gab in dem Haus unterschiedliche Setzungen, so dass Zimmerdecke für Zimmerdecke angepasst werden musste“, erklärt Stefan Gillner.
Heute verlangt der Gebäudekomplex eigentlich nach einem neuen Namen im internen Sprachgebrauch. Denn ein Bild des Jammers bietet das Haus nach der 2002 abgeschlossenen Sanierung nicht mehr – im Gegenteil. „Wenn ich auf dem Grundstück stehe, bin ich davon überzeugt, dass hier eine der schönsten Hofanlagen von Schwerin entstanden ist“, schwärmt Rudolf Hubert. Die erneuerten Balken und die Holzfenster des unter Denkmalschutz stehenden Flügelanbaus sind nach historischem Vorbild wieder hergestellt worden. Die Fachwerkfassade zur Schloßstraße hin erhielt einen einfarbigen hellen Anstrich – nach Befunden der Denkmalschützer die älteste nachweisbare Farbgebung.
Der „Lange Jammer “ mit seinen beiden Kopfgebäuden ergänzt außerdem optimal den Komplex, der sich mit der Propsteikirche St. Anna, dem Pfarrhaus, der neuen Kindertagesstätte, dem Haus der Caritas und dem Bernhard-Schräder-Haus zwischen Schloß- und Klosterstraße entwickelt hat. Besonders die Ansicht der Klosterstraße profitierte von der Bautätigkeit von Caritas und katholischer Gemeinde.
Für Rudolf Hubert hat die Geschichte vom „Langen Jammer“ noch viele weitere gute Kapitel. Während die Hilfsdienste früher über die gesamte Stadt verteilt waren, ist jetzt ein Beratungszentrum entstanden. „Kirche beschränkt sich nicht nur auf einen Gottesdienstraum. Kirche muss beim Menschen sein und das ist in diesem Ensemble auch baulich aufs Schönste sichtbar“, schwärmt er. Synergieeffekte zwischen den einzelnen Angeboten und die kulturelle Bedeutung des Theissing-Instituts mitten in der Stadt sind ebenfalls Bausteine, die ein gelungenes Gesamtbild formen.