17.10.2014

Hausgeschichten PR-Anzeige

Krankenzimmer werden Büros

Auf dem Gelände der einstigen Werderklinik entsteht derzeit das „VR-Bank-Haus am Werderpark“
Ein Anbau wurde entfernt, dafür kommt ein Vorbau hinzu. Foto: Brenncke Architekten
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Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und mehr ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Heute: die ehemalige Werderklinik.

Als die Klinik im Jahr 2005 umgezogen war, stand der Gebäudekomplex an der Werderstraße erstmal jahrelang leer. Später erwiesen sich diverse Konzepte von Investoren, die Haupthäuser wieder zu nutzen, als mehr oder weniger unrealistisch. Für die Verwaltung der VR-Bank Schwerin aber bot die einstige Werderklinik beste Bedingungen, so dass die Bank Ende 2012 der Stadt das Kernstück abkaufte: den Hamann- und den klassizistischen Demmler-Bau.
Der Architekt Joachim Brenncke sagt, denkmalpflegerisch sei der Hamann-Bau wertvoller, weil hier mehr von der Original-Ausstattung erhalten sei als in dem größeren Demmler-Bau. Beide Häuser sind durch einen Zwischentrakt miteinander verbunden.

Der Komplex an der Werderstraße wurde von 1839 bis 1841 als städtisches Krankenhaus nach Entwürfen von Demmler errichtet und in den Jahren darauf mehrfach durch weitere Gebäude ergänzt. Der Erweiterungsbau, der Hamann-Bau, inklusive Verbindungstrakt wurde dann im Jahr 1930 eröffnet. Direkt danach begann man, den Demmler-Bau zu sanieren. In DDR-Zeiten griff man dann wieder baulich ein: Der Hamann-Bau wurde an der Ostseite erweitert, und das zwei Etagen hohe Fenster in zwei Einzelfenster aufgegliedert.

Renovieren ließen die Verantwortlichen in diesen Tagen quasi schichtweise. „Man hat früher immer nur raufgepfuscht“, sagt Brenncke, „wir haben mehrere Lagen Stromleitungen übereinander gefunden, und an der Wand wurden Fliesen einfach übertapeziert, worauf später neuer Putz aufgebracht wurde und so weiter.“
Im 19. Jahrhundert und viele Jahre danach befand sich die Klinik mit ihren insgesamt über 200 Betten in ruhiger Lage, was bei dem heutigen Verkehrsaufkommen in der Werderstraße nur noch schwer vorstellbar ist. Für die VR-Bank passte der Standort am Rande der Innenstadt jedoch sehr gut. Und nicht nur das: Der Grundriss beider Gebäude mit den mittigen Fluren, von denen jeweils die Räume abgehen, kommt den Anforderungen der neuen Besitzer sehr entgegen – jetzt werden aus Patientenzimmern Büros.

Beim Umbau gehe es auch um „die weitgehende Wiederherstellung des gesamtheitlichen architektonischen  Erscheinungsbildes des Gebäudeensembles von 1931“. So steht es in der „Denkmalpflegerischen Zielstellung“ des Büros „Brenncke Architekten“. Das bedeute auch, sagt Brenncke, innen wie außen ein Farbkonzept umzusetzen, das im Prinzip auf Ideen von 1922 zurückgeht.
Zudem wird an den Hamann-Bau ein Kubus gesetzt. Durch seine moderne Gestaltung mit viel Glas und Metall soll er sich als Symbol für „die dritte Bau-Epoche nach Demmler und Hamann“ (Brenncke) von den beiden historischen Gebäuden absetzen. In dem darin befindlichen Saal wird dann auch mit Bildern auf Glas die Geschichte des Komplexes dargestellt.

Ende November will die Bank in ihr „VR-Bank-Haus am Werderpark“ einziehen. Eine schöne Wohngegend ist der Werderpark übrigens auch: Neben dem Bankgebäude entstehen sieben Stadthäuser. Stefan Krieg