13.02.2009

Hausgeschichten PR-Anzeige

Im Luxushotel Wird Heute Gespart

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„Wo steht denn nun der Geldschrank?“ Klar, dass diese Frage viele Besucher des Finanzministeriums interessiert. „Am Tag der offenen Tür haben wir sie jedenfalls immer wieder gehört“, sagt Andrea Wiemeyer, Mitarbeiterin der Pressestelle. Und auch wenn die Antwort lautet: „Es gibt gar keinen“, ist das nicht unbedingt enttäuschend. Denn es gibt andere Schätze zu entdecken, die ein Kapitel Schweriner Geschichte erzählen.

„Aussicht auf das großherzogliche Schloss, Bäder im Hause“ - mit diesem verlockenden Angebot warb das Hotel du Nord hier noch Anfang des 20. Jahrhunderts um Gäste. 1909 war damit Schluss - das Haus wurde abgerissen. An seiner Stelle entstand das Hotel „Nordischer Hof “, ein moderner Neubau mit klassizistischer Fassade. Ganz bewusst setzten Architekt und Stadtplaner das Gebäude aus der bestehenden Bauflucht ein Stück nach hinten. So wurde die Schlossstraße breiter und sah gleich viel repräsentativer aus. Ostern 1911 reisten die ersten Gäste an, um eines der Zimmer „von 3.00 Mark an mit allem Komfort der Neuzeit“ zu mieten. „Zu DDR-Zeiten, als das Gebäude Büros vom Rat des Bezirkes beherbergte, gab es in einigen Zimmern noch die alten Waschbecken, die in Einbauschränken geschickt versteckt waren“, weiß Andrea Wiemeyer.

Heute stehen in den aufgearbeiteten Einbauschränken Akten. Denn die Zeiten, dass Wintergarten und Restaurants, Konzertsaal und der repräsentative Eingangsbereich mit Kamin dem Vergnügen Gutbetuchter dienten, sind lange vorbei: Schon 1920 war das Hotel „Nordischer Hof “ am Ende. Erster Weltkrieg und Novemberrevolution hatten die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse völlig verändert. Jetzt kaufte die Mecklenburgische Landesregierung das Gebäude und seitdem beherbergt es Büros: auf die des Freistaates Mecklenburg-Schwerin folgten während der Nazizeit die des „Reichsstatthalters in Mecklenburg und Lübeck“, aber auch Teile der Landesregierung. 1952 zogen Dienststellen des Rates des Bezirkes Schwerin hier ein. Seit 1990 ist der Sitz des Finanzministeriums in der Schlossstraße zu finden.

Heute verfügen die 231 Mitarbeiter über 138 Büros und fünf Besprechungszimmer. Die Räume im einstigen Luxushotel sind zweckmäßig ausgestattet: Hier wird gearbeitet und vor allem - gespart. Eingangshalle und Treppenhaus lassen aber die einstige Großzügigkeit erkennen: Marmor als Wandverkleidung, ein aufwendig gearbeitetes Treppengeländer, Jugendstilbleiverglasungen und der verkleidete Kamin erzählen noch davon. Apropos erzählen: Viele Schweriner blieb. Das frühere Haus der Pioniere wurde bereits zwischen 1883 und 1884 errichtet. Es beherbergte das Hofmarschallamt und die Großherzogliche Hausverwaltung. Für die Fassadengestaltung hatte sich der Architekt zuvor von französischen Renaissancebauten inspirieren lassen.

Heute sind die Nachbargebäude im Innern miteinander verbunden. Zusätzlich entstand in der Ritterstraße ein klar strukturierter Neubau, über den auch ein separater Zugang zum Rittersaal möglich ist. Auch andere Teile des Finanzministeriums sind Besuchern zugänglich. In den vierteljährlich wechselnden Ausstellungen sind Gäste zu den Öffnungszeiten der Behörde herzlich willkommen. Und auch die Kantine ist öffentlich.Viele Schweriner haben ihre eigenen Geschichten, die in der Schlossstraße spielen. Vor allem das ehemalige „Haus der Pioniere“, das seit 1992 ebenfalls zum Finanzministerium gehört, taucht darin immer wieder auf. Der eine denkt an seine Jugendweihe im großen Saal, der andere erinnert sich noch ganz genau daran, wie er beim Talentewettbewerb nach der dritten Gedichtzeile stecken.