15.09.2017

Hausgeschichten PR-Anzeige

Ferien im Pferdestall verbringen

Was aus einem einstigen Landwirtschaftsgebäude auf dem Hof Medewege wurde
Aus dem halb verfallenen Bau ist ein Schmuckstück geworden. Foto: S. Krieg
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Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und öfter ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Diesmal: der Alte Pferdestall auf dem Opens external link in new windowHof Medewege.

In einem Stall übernachten? Das tut man normalerweise nur im Notfall oder wenn man es ganz besonders spartanisch mag. Auf dem Hof Medewege lässt sich sogar der ganze Urlaub in einem Pferdestall verbringen. Na gut, inzwischen heißt das Haus zwar noch „Pferdestall“, Vieh wird dort aber nicht mehr untergebracht.
Errichtet wurde das Gebäude im Jahr 1877, und von vornherein wurde nur der mittlere Teil tatsächlich für die Unterbringung der auf dem Hof benötigten Pferde genutzt, ein weiterer Teil war Wohnraum, der Rest vermutlich Abstellraum, und unterm Dach befand sich der sogenannte Schüttboden. An der Nutzung änderte sich die Jahre über bis kurz nach der Wende auch nicht allzu viel. Allerdings wurde hier und da das eine oder andere umgebaut. Und das Mauerwerk hatte im Verlauf der Jahrzehnte gelitten, es wies einige Risse auf.

Schon zu DDR-Zeiten wurde der Stall eigentlich wegen Baufälligkeit geschlossen, dann aber doch erstmal wieder für nutzbar erklärt. Seit etwa 1990, die LPG war aufgelöst, stand die Quasi-Ruine dann tatsächlich leer. Diesen Zustand vor Augen beschloss 1998 der damalige Verein „Schön & Gut Medewege“, wieder etwas aus dem Haus zu machen. In seinem Ausbaukonzept hieß es, der Pferdestall solle landwirtschaftlich genutzt werden, was in diesem Fall vor allem bedeutete, im Mittelteil eine Imkerei aufzubauen. Der verbleibende Teil war zum Wohnen vorgesehen – für Mitarbeiter des Hofs, aber auch für Gäste, Praktikanten, Lehrlinge und Kursteilnehmer.

Zunächst diente das Haus jedoch vor allem als Lager, unter anderem für Kartoffeln und Baustoffe. 2005 richtete die neue Reiterei dort sogar vor­übergehend in einem kleinen Teil nochmal einen Stall ein.
Aus dem Verein ist über den Zwischenschritt einer GbR die Hof-Medewege OHG geworden. Die Gesellschaft kaufte das Haus, erhielt Ende 2011 von der Stadt Baugenehmigung und Erbpachtvertrag. Nachdem bereits einige Vorarbeiten erledigt waren (teils unter Hilfe von Freiwilligen des Internationalen Bauordens), wurde ab 2012 konkret geplant und die Finanzierung auf die Beine gestellt. Ab 2013 wirbelten dann die Handwerker. Federführend und Bauleiter war der OHG-Chef Peter Zimmer. Er sagt, es seien in Sanierung und Umbau des Pferdestalls etwa 1,2 Millionen Euro in­ves­tiert worden.

Eine Imkerei zog nicht ein, aber vier Mitarbeiterwohnungen (plus Saal) befinden sich nun tatsächlich im Erdgeschoss – und im oberen Teil vier Fe­rien­wohnungen sowie fünf Gästezimmer (und der Luftraum des Saals). Zum Grundkonzept heißt es von der 2014 gegründeten Hofferien-Medewege UG: „Alle sind so eingerichtet, wie wir selber hier leben – eine biologische Bauweise und Ausstattung sind selbstverständlich.“ S. Krieg