08.07.2013

Hausgeschichten PR-Anzeige

Einfach himmlisch!

Schlosskirche ist ein architektonisches Kleinod mit interessanter Geschichte
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Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und mehr ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Heute in Schwerins Sehenswürdigkeit Nummer 1, dem Schloss, das mit der Schlosskirche den ersten reformatorischen Kirchenbau Mecklenburgs beherbergt.
Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen ans Hauptportal der Schlosskirche zu Wittenberg an und leitete damit die Reformation ein. Die Auswirkungen erfassten ganz Europa – und als Herzog Johann Albrecht I. 1560 eine Kapelle in seiner Residenz in Auftrag gab, war diese bei ihrer Fertigstellung 1563 der erste reformatorische Kirchenneubau Mecklenburgs. Hier ist Luthers Geist spürbar, denn die Kirche entstand nach dem Vorbild der Kapelle auf Schloss Hartenfels in Torgau, die der Reformator 1544 selbst geweiht hatte und die von seinen Vorstellungen eines Gottesdienstraumes geprägt ist.
Johann Baptista Parr war der Baumeister, der die inhaltlichen Vorgaben seines Herzogs in Stein brachte: Er schuf einen rechteckigen Raum, ausgerichtet auf die Kanzel anstatt den Altar und damit auf die Verkündigung des Wortes. Durch ein aufwendig geschmücktes Renaissance-Portal führte der Weg hinein. Später verlegte Demmler dieses Portal, um es beim Schloss-
umbau im 19. Jahrhundert in die neu geschaffenen Arkaden des Innenhofs einzupassen. Der Umbau ist auch der Grund dafür, dass die Schlosskirche heute anders aussieht als zu Parrs Zeiten. Sie erhielt einen Choranbau, ausgeführt vom Kölner Dombaumeister Zwirner, und ein Deckengewölbe, an dem auf tiefblauem Grund 8758 Sterne funkeln.
Heute können Schweriner und Gäste sogar ein Stück vom Himmel kaufen: Weil die Kirchensanierung in den Jahren 2011 bis 2013 ein 4,5-Millionen-Projekt war, wird durch den symbolischen Verkauf von Sternen ein Teil der Summe refinanziert. „Bis Mitte Mai waren 5707 Sterne verkauft – für eine Summe von insgesamt 344.000 Euro“, sagt Inga Schreiber, Referentin im Bauressort der Landtagsverwaltung. Sie koordinierte während der Sanierungsphase die Abläufe zwischen dem Betrieb für Bau und Liegenschaften (BBL), der die Projektleitung inne hatte, dem Landtag und der Kirchgemeinde. Da Schloss und Schlosskirche dem Land gehören, die Schlosskirchengemeinde mit 800 Gemeindemitgliedern jedoch den Sakralraum mit Leben füllt und parallel zum politischen Leben im Landtag nutzt, ist der Abstimmungsbedarf etwas größer. Das weiß Heidemarie Jürß nur zu gut. Sie ist Mitglied im Kirchgemeinderat und unterstützt zum Beispiel maßgeblich die Vorbereitung von Hochzeiten in der Schlosskirche. Seit der Sanierung gibt es schon 18 Anmeldungen – und längst sind es nicht nur Mitglieder der Gemeinde. „Sogar aus China und den USA kamen bereits Brautleute“, erzählt Heidemarie Jürß. Manche Paare entdeckten die Kirche im Urlaub, andere haben sie im Internet gefunden.
Dass die zauberhafte Kapelle mit dem Sternengewölbe und dem zum Burggarten gelegenen Altar die Menschen berührt, verwundert nicht. Die Kirche ist aber auch ein kulturhistorischer Schatz. Besonders erwähnenswert sind die Alabasterreliefs, von denen einige Paludanus, einem bedeutenden flämischen Bildhauer der Renaissance, zugeordnet werden konnten.
Die Kanzel, vom Torgauer Bildhauer Georg Schröter aus einem Sandsteinblock gehauen, zeigt Szenen aus dem neuen Testament und gehört ebenfalls zu den bedeutenden Einzelkunstwerken. Wie alle Sandsteinelemente der Kirche wurde sie bei der Sanierung gründlich gereinigt. Die Erneuerung des Putzes und der Brüstungselemente aus Terrakotta, eine neue Schutzverglasung für die Kirchenfenster und die moderne Heizung sind weitere Details der Sanierung, die aus der Schlosskirche wieder ein Schmuckstück gemacht hat. Nähere Informationen zu Besichtigungen gibt es auf
www.schlosskirche-schwerin.de.