Hausgeschichten PR-Anzeige
Ein Hotel mit alten Geschichten
Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und mehr ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Diesmal: das Intercity-Hotel, das früher das Hotel Stadt Schwerin war.
Die Geschichte mit dem Bagger, der während der Bauarbeiten in der Baugrube versunken sein soll, wird von älteren Schwerinern heute noch gern diskutiert. Während sich der Facility Manager Reinhold Heidrich, heute der dienstälteste Hotelmitarbeiter, sicher ist, dass es sich um eine reine Legende handelt, wissen andere, zum Beispiel Rainer Blumenthal vom Stadtarchiv, genau, dass zumindest große Teile des Baggers nach wie vor unterm Fundament begraben sind. Es gebe sogar Fotos von dem versackten Bagger.
Fakt ist jedenfalls, dass mit dem Bau des damaligen „Hotels Stadt Schwerin“ im Mai 1969 begonnen wurde (Tiefe der Baugrube: neun Meter), nachdem bereits ein halbes Jahr vorher Straßenbahngleise verlegt wurden, um Platz zu schaffen. Ein Jahr später war Richtfest, und endlich im März 1972 eröffnete das Haus.
Ein Hotel existierte an dieser Stelle, die heute die Südseite des Grunthalplatzes markiert, schon viel früher: Im Jahr 1848 nahm dort das Hotel Louisenhof (später: Luisenhof) seinen Betrieb auf. Dieses Gebäude, das seit den fünfziger Jahren von der Handwerkskammer genutzt wurde, musste bereits 1965 weichen. Im November 1968 wurden ebenfalls das Eckhaus Grunthalplatz 7 sowie die angrenzenden Häuser Wismarsche Straße 164, 166 und 168 abgerissen und später ein Wohnhaus am Packhof gesprengt.
Zur Eröffnung 1972 verfügte das Haus über etwa 350 Betten in rund 170 Zimmern. An diesen Daten hat sich bis heute wenig geändert – jedoch an der Mitarbeiterzahl. Damals waren in dem Hotel gut 210 Leute beschäftigt. (Und da sind die Stasi-Agenten, die in einem extra Zimmer Abhöranlagen und Kameras bedienten, noch gar nicht mitgerechnet.) Heute sind gerade mal ein Zehntel so viel angestellt; reichlich Aufgaben übernehmen externe Dienstleister.
Die Neuzeit des Hauses begann im Mai 1996, als es unter dem Namen „Intercity-Hotel“ wiedereröffnete. Nach der Schließung Ende 1993 wurde das Gebäude komplett entkernt, es erhielt einen Glas-Vorbau, und Anbauten auf dem Hof wurden abgerissen. Auch die Grill- und die Nachtbar existieren nicht mehr.
Seit zwölf Jahren ist Astrid Ludwig Direktorin des Intercity-Hotels, sie kennt also die alten Begebenheiten nur von Berichten anderer. „Besonders in meinen ersten zehn Jahren hier“, sagt sie, „kamen aber immer wieder Leute zu mir und erzählten ihre Geschichten vom Hotel oder wollten von mir etwas dazu wissen.“
Die besten Anekdoten trägt jedoch Reinhold Heidrich bei. Zum Beispiel die von dem Rottweiler, den sein Besitzer für ein paar Stunden im Hotelzimmer zurückgelassen hatte. Der Hund rannte zur Tür, um die Putzfrau unfreundlich zu begrüßen, blieb dann aber mit dem Schreibtisch, an dem er festgebunden war, zwischen Bett und Wand hängen. In Rage zerfetzte er den Bodenbelag und riss damit auch gleich die Tapete ab. Stefan Krieg