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Zwischen Stutenmilch und Edelwolle
Sara Bazarvaani gehört zu den Nachfahren von Dschingis Khan. Jenes Feldherrn, der einst die mongolischen Stämme zu einem Staat vereinte, der sich 1240 sogar bis Mitteleuropa erstreckte und bis heute als das größte zusammenhängende Reich gilt, das je existiert hat. Auch Sara Bazarvaani ist eine Eroberin. Doch statt auf einem Pferd durch die Steppe zu reiten, erobert sie die Welt - wie jede moderne Frau - mit Herz und Verstand. Dabei hat es sie nach Schwerin verschlagen. Hier schmiedet die 35-Jährige gerade große Pläne. Bevor die verraten werden, tauchen wir erst einmal in ihre Vita ein. Aufgewachsen ist Sara Bazarvaani in Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Als sie flügge ist und ihr Studium (Industriemanagement) in der Tasche hat, zieht es sie hinaus in die Welt. Auf einer Zugreise von Moskau nach Deutschland, landet sie zufällig in Nürnberg. Sie ist so begeistert von Land und Leuten, dass sie beschließt, hier Fuß zu fassen. Nach Höhen und Tiefen gelingt ihr das. In Grabow und später Leezen findet sie einen Job in einem Blumenladen. Während sie Sträuße bindet, lauscht sie der deutschen Sprache. „Die Leute haben immer gestaunt, dass eine Mongolin als Floristin arbeitet“, erinnert sich Sara Bazarvaani. „Und das ist auch ungewöhnlich. In der Mongolei gibt es keine Floristen. Das Klima ist hart und es wachsen keine winterharten Pflanzen. So werden hier und da nur fertige Blumensträuße aus China importiert.“
Inzwischen lebt Sara Bazarvaani mit ihrem Freund und zwei flauschigen Katzen in Schwerin. Sie liebt es, ins Theater zu gehen oder in Magazinen wie Spiegel und Stern zu schmökern. Sie mag die Mentalität der Menschen. Das einzige, was ihr manchmal Kopfzerbrechen bereitet, ist das viele Gejammere. „Die soziale Absicherung ist doch toll. Wer keine Arbeit hat, bekommt trotzdem Geld. In der Mongolei ist das anders. Wer nichts hat, muss hungern oder er setzt alles daran, dies zu ändern.“
Sara Bazarvaani besitzt diese Kraft, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Gerade hat sie sich unter dem Label Sarazul Cashmere selbstständig gemacht. Sie wird mit Kaschmirmode aus der Mongolei handeln. „Haare von Kaschmirziegen gehören zu den feinsten überhaupt“, sagt sie. „Die Edelwolle ist fast so wertvoll wie Gold. Kein Wunder, dass die Kleidungsstücke so beliebt sind. Sie werden von Hand hergestellt und lassen sich auf der Haut tragen. Manche denken, Kaschmir ist nur etwas für den Winter. Aber das stimmt nicht. Gerade in Gegenden mit hoher Luftfeuchte lässt sich das Material in Form von Tüchern, Pullovern oder Unterwäsche bestens im Sommer tragen. Und für Allergiker ist das Naturprodukt einfach willkommen.“
Im Februar war Sara Bazarvaani wieder in ihrer Heimat, um vor Ort die Sommerkollektion zu bestellen. Jetzt ist sie in und um Schwerin auf der Suche nach Boutiquen, die Interesse haben, Kaschmir-Waren in ihr Sortiment zu integrieren. An einer Internetpräsenz wird fleißig gebastelt. Sara Bazarvaani ist hoffnungsvoll. Wie schön wäre es, wenn es ihr gelänge, einen florierenden Großhandel aufzubauen und wie schön wäre es, etwas für die Mongolei zu tun. Als Jugendliche hatte sie noch keinen Blick für ihr Land. Doch der Abstand öffnete ihr die Augen und ließ sie erkennen, wie faszinierend und schön es ist. Diese Erkenntnis möchte sie mit anderen teilen. Darum lädt sie Abenteuerlustige auf eine Reise in den mit drei Millionen Menschen am dünnsten bevölkerten Staat der Welt ein. „Die Mongolei hat alles“, schwärmt Sara Bazarvaani. „Berge, Wasser und die Wüste Gobi. Wir schauen uns das harte Leben der Menschen an, die auf dem Land leben und doch so zufrieden sind. Wir schlafen in Jurten, in den Rundzelten aus Filz, die wie riesige Champignons aus dem unendlichen Grün hervorschauen. Wir waschen uns am Fluss und kosten das Nationalgetränk Airag. Die vergorene Stutenmilch schmeckt wie Bier. Kinder bekommen davon immer ganz rote Wangen.“
Wer mit Sara Bazarvaani durch die Mongolei streifen möchte oder Lust auf Kaschmirmode hat, kann sich unter Telefon 0162-2136855 melden oder auf www.sarazul.com umschauen.