15.04.2010

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„Wir brauchen ein kreatives Umfeld für Gründer“

Foto: Stefanie Daug
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TGZ-Initiator Rainer Beckmann (Foto) plädiert für mehr Anstrengungen, um Innovation und Nachwuchs zu fördern.
Seit der Gründung des TGZ ist Rainer Beckmann der Vorstandsvorsitzende des Vereins. 20 Jahre lang hat er viel Arbeit, viel Zeit und viel Engagement investiert – ehrenamtlich und mit voller Begeisterung für die Aufgabe.

Was war der Grund, dass Sie damals das TGZ ins Leben gerufen haben?
1990 herrschte Aufbruchstimmung und die Chance, etwas zu tun. Die bestehenden Industrieunternehmen hatten begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten und es war klar, dass unsere Zukunft eher in neuen Technologien zu suchen sein wird. Schon im Jahr 1988 traf ich auf der Leipziger Messe einen jungen Hightech-Gründer aus Stuttgart, später hatte ich das Glück, Technologiezentren in Schleswig-Holstein kennenzulernen. Ich war von der Idee einfach fasziniert.

Wie haben Sie es geschafft, dass das TGZ erfolgreich starten konnte?
Das ist jetzt nach 20 Jahren fast selbst nicht mehr zu verstehen. Wahrscheinlich waren es der Mut des Unwissenden und die Gewissheit, dass etwas getan werden muss. Die wichtigste Unterstützung kam vom Technikzentrum Lübeck, aber Mut machten auch der Oberbürgermeisterkandidat Johannes Kwaschik in Schwerin und Frau Dr. Wilcken in Wismar. Sie gaben „ungedeckte Checks“ auf die Zukunft, denn sie waren ja selbst noch nicht gewählt. Konkrete Hilfe bekamen wir dann im Sommer 1990 durch die Landeshauptstadt, die uns die nötigen Mittel in Höhe von 75.000 DM zur Verfügung stellte, um den Geschäftsbetrieb starten zu können.

Was haben Sie rückblickend auf die vergangenen 20 Jahre erreicht?
In Schwerin und Wismar haben wir seit 1990 etwa 84 Millionen Euro in Infrastrukturprojekte investiert und damit die Voraussetzungen für Unternehmensgründungen und Wachstum geschaffen. In Wismar haben wir mit dem französischen Stararchitekten Jean Nouvel ein architektonisch herausragendes Gebäude errichtet, was uns international Aufmerksamkeit beschert hat. Wir stellen den Gründern aber nicht nur die Räumlichkeiten und Technik zur Verfügung, sondern haben uns auch auf Beratung und Unterstützung von Technologieunternehmen spezialisiert. Insbesondere die Möglichkeit, Risikokapital zur Verfügung stellen zu können, hat sich als besonders effektives Mittel der Wirtschaftsförderung erwiesen.

Was bleibt in der Zukunft zu tun?
Eine Menge. Die Zukunft unserer Region liegt ganz klar in mittelständischen Hightech-Firmen, dazu zählen Life Sciences, Medizintechnik, neue Energien, natürlich auch Software. Wir sind ein offenes Haus für jede Idee, egal wie verrückt sie ist. Schon Ende der 90er Jahre haben wir unsere Philosophie qualifiziert, investieren nicht mehr nur in Stahl und Beton, sondern in kreative Köpfe. Das ist eine der schwierigsten Aufgaben. Man muss früh, schon in der Schule ansetzen, um junge Leute für technische Berufe zu interessieren und den Wunsch fördern, ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium aufzunehmen. Mit diesen jungen Ingenieuren, Mathematikern oder Chemikern finden die Innovationen statt.

Und was erwarten Sie von der Landesregierung und den Städten Schwerin und Wismar?
Grundsätzlich tun alle etwas auf diesem Gebiet, aber es ist nicht genug. Kreative, hochqualifizierte Existenzgründer gehen nicht an langweilige Standorte. Die Kommunen müssen auch neben dem, was das Technologiezentrum selbst tut, ein innovatives Umfeld für Gründer schaffen. Bildung, Kultur, Gesundheit und Freizeitangebote sind wichtige Standortfaktoren. Außerdem spüren wir in der Öffentlichkeit eine gewisse Technikskepsis. Hier wünschen wir uns, dass gegengesteuert wird und dass man den Mut hat, Hochschulen auf Technik und Naturwissenschaften zu spezialisieren, weil daraus ein besonderes Innovations- und Gründerpotenzial hervorgehen kann. Auch in Sachen Technologieförderung sind in M-V seit 1990 erhebliche Anstrengungen unternommen worden. Fakt ist aber auch, dass andere neue Bundesländer deutlich mehr in Innovationen investieren.