08.10.2012

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Ein Dorf in Apfellaune

In Dodow produziert Fruchtquell Säfte und alkoholfreie Getränke für Deutschland und Europa
Aus der Vogelperspektive: Frisch abgefüllter Apfelsaft auf seinem Weg.
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Wenn Frank Jehring alle Getränke-Marken aufgezählt hat, für die Fruchtquell in Dodow Saft und Mischgetränke herstellt, ist jeder Zuhörer beeindruckt: Kaum ein Supermarkt, so scheint es, wo die Produkte aus dem mecklenburgischen Idyll nicht im Regal stehen. 350 Sorten in zwei Millionen Flaschen und Tetrapacks verlassen hier täglich das Werk. Den Geschäftsführer selbst, die derzeit 480 Mitarbeiter des Betriebs und wahrscheinlich auch alle anderen Dorfbewohner lässt das relativ kalt. Immerhin begleiten sie die Entwicklung von Fruchtquell schon seit mehr als 20 Jahren. Die Älteren können sich sogar noch lebhaft an die Zeit in der 1953 gegründeten LPG „Apfelblüte“ erinnern, aus der das Unternehmen nach der Wende hervorging. Es gibt Familien, die bereits in der dritten Generation in der Mosterei arbeiten.
Der niedersächsische Getränke-Konzern Riha (Abkürzung von von Richard Hartinger) übernahm den Betrieb damals, 1991, und investierte danach 220 Millionen Euro in seinen neuen Standort. 1998 stieß Frank Jehring dazu, seit 2002 ist der Dodower der Chef von Fruchtquell und hat den Einstieg in den „Saftladen“, wie er ihn liebevoll nennt, nicht bereut. Heute fließen hier im Jahr 70 Millionen Liter Direktsaft in die Verpackungen, dazu kommt Saft-Konzentrat. Ein Drittel des verarbeiteten Obstes – hauptsächlich Äpfel – stammt aus eigenem Anbau auf insgesamt 950 Hektar.

Hitze für den guten Eindruck

„Willkommen im Apfelland“ sagen die Plantagen rechts und links der Straßen, ist man rund um Dodow, Schwechow, Warlitz, Hagenow oder Bantin mit dem Auto unterwegs. „300 Hektar pflanzen wir gerade neu“, ergänzt Jehring. 25.000 Tonnen Ernte werden in diesem Jahr erwartet. Und auch wenn diese Menge Äpfel schon das Vorstellungsvermögen jedes Laien sprengt: Es wird zugekauft, von Obstbauern und Zwischenhändlern aus ganz Norddeutschland. 40.000 Tonen kommen so pro Jahr zusammen. In der Erntezeit, so wie jetzt, transportieren die Laster unaufhörlich Apfelbäckchen zur Verarbeitungsstätte. Dort wachen Bereichsleiter Rüdiger Brandtstätter – natürlich aus Dodow – und seine Kollegen über die im Schichtbetrieb fortlaufende Entsaftung. Anders als beim privaten Saftmachen wird die Flüssigkeit hier unmittelbar nach dem Pressen hoch erhitzt, um die Wirkung der apfeleigenen Pektine zu unterbinden. „Dieses Enzym würde sonst dafür sorgen, dass sich zum Beispiel im naturtrüben Apfelsaft irgendwann eine dickere Schicht absetzt“, begründet Brandtstätter. „Das hat auf den Geschmack überhaupt keinen Einfluss, der Saft würde im Supermarkt aber eher stehen bleiben, weil er optisch nicht so schön ist.“ Später, vor der Einlagerung in die riesigen Saft-Tanks, folgt eine zweite Erhitzung, die den Saft steril und damit beständig macht. Zwölf Tanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 1,5 Millionen Liter hat das Unternehmen jüngst gebaut, jeder 18 Meter hoch und mit einem Durchmesser von 13 Metern.
Der Saft, der aus diesen Kolossen heraus den Weg ins Getränkeregal antritt, schmeckt trotzdem nicht immer gleich. Zu verschieden sind die Geschmäcker, zu unterschiedlich die Ansprüche der Einzelhändler und Apfel ist eben auch nicht gleich Apfel. Deshalb gibt es in der Produktion diverse Vorgaben der Kunden, sozusagen „Rezepte“ für die Komposition eines möglichst immer ähnlichen Apfelsaftes. „Es kommt eben drauf an“, erklärt Rüdiger Brandtstätter, „soll der Saft eher sauer sein oder eher süß-gefällig.“
Die Zunge des durchschnittlichen Apfelsaft-Trinkers sympathisiert mit etwa 6 Prozent Säure, so viel steht fest. „Der Ertrag aus unerschiedlich sauren Apfelsorten wird also so gemischt, dass dieser gefällige Geschmack entsteht.“

Sauer macht lecker

Essen würde diese Saftäpfel, so ist man in der Produktion überzeugt, ohnehin kaum jemand freiwillig – zu sauer seien sie im Unterschied zu den handelsüblichen Tafel-Äpfeln. „Für Saft darf der Apfel wiederum nicht zu süß sein“, so der Bereichsleiter, „das schmeckt nicht.“
In diesem Dorf hat jeder mindestens eine Apfelgeschichte zu erzählen. Frank Jehring erinnert sich besonders gern an die Jubiläumsfeier zum Zehnjährigen, und auch der zwanzigste Geburtstag wurde 2011 als großes Familienfest begangen. Die jüngsten Feierlichkeiten waren Anlass dafür, eine Dodower Tradition aufleben zu lassen: Zum Blütenfest wird nun alle zwei Jahre wieder eine Apfelblütenkönigin gekrönt. Sie ist Botschafterin eines kleinen Dorfes in Mecklenburg, das aus dem Apfel nicht nur Saft gewinnt, sondern auch jene Infrastruktur und Lebensqualität, deren Verlust immer mehr Dörfer dieser Größenordnung betrauern: Ein kleiner Konsum gehört zum Ort, es gibt die Gaststätte, den Friseur, die Kita – auch dank Fruchtquell. Außerdem ist das Unternehmen in der ganzen Region als Förderer von Kultur, Umweltschutz und Sport bekannt. Nur einen würden Geschäftsführung und Mitarbeiter am liebsten aus ihrem Umfeld verbannen: den Maikäfer. Immer im Frühjahr, gern zur Zeit des Blütenfestes, soll sich in Dodow und Umgebung der Himmel verdunkeln. Die sogenannten Engerlinge, die den Plantagen in der Vergangenheit bereits schwer zugesetzt haben, sind dann zu abertausenden kleinen Fliegern herangewachsen. Ein Schauspiel, das man im Dorf mit Unbehagen sieht. Den Fortbestand des „Saftladens“ wird aber auch der Käfer nicht gefährden.