10.12.2021

Leute

Warum Christian ein Rancher ist

Christian Schröder arbeitet als Erzieher, spielt Fußball und Darts
Christian Schröder (27) hat sich für den Dartssport gute Pfeile besorgt.
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Sie nennen sich Old Spyders, Benno‘s Bombers oder Trifft Nix. Bei solchen Teamnamen weiß man gleich: Hier gehts um den Spaß. In diesem Fall beim Darts. Das Pfeilewerfen ist für die Mannschaften trotzdem richtiger Sport. Insgesamt 21 Teams treten regelmäßig zu Punktspielen in der Schweriner Kneipen-Dartliga (SKDL) an.

Christian Schröder gehört zum Team Rancher, das so heißt, weil es auf der sogenannten Ranch beheimatet ist, der Heimstätte des Neumühler SV. Hier spielt er Fußball, seit er fünf Jahre alt ist. Der heute 27-Jährige sagt, er sei ein großer Sportfan. Er verfolgt unter anderem die US-amerikanische Profi-Basketball-Liga NBA vor dem Bildschirm und besucht, so oft er es einrichten kann, die Heimspiele der Handballer Mecklenburger Stiere. Am liebsten jedoch schaut er Fußball. Er bedauert es daher, noch kein Match seines favorisierten Fußballvereins Bayern München in dessen Allianz-Arena gesehen zu haben. Die Anstoßzeiten der Bundesliga überschneiden sich meist mit den Spielterminen des Neumühler SV.

Christians Lieblingsspieler, der Bayern-Star Thomas Müller, wirft in seiner freien Zeit mit Leidenschaft Dartspfeile. Überhaupt begeistern sich viele Fußballer für den Präzisionssport an der bunten Scheibe. Ex-HSV-Kicker Ra-fa-el van der Vaart hat sich sogar schon als Dartsprofi versucht. Kein Wunder also, dass auch Christian irgendwann seine ersten Pfeile in der Triple-20 oder dem Bulls-eye unterzubringen versuchte.

„Angefangen habe ich als Jugendlicher bei einem Kumpel in der Garage“, erinnert er sich. „Es kamen dann immer mehr Leute hinzu. Irgendwann haben wir uns regelmäßig freitags zu kleinen Turnieren getroffen. Es stellte sich schnell raus, wer von uns am bes-ten und konstantesten spielt.“

Die Truppe fühlte sich schließlich reif für die Liga. Christian nutzte seine guten Kontakte zum Vorstand des Neumühler SV und schloss vor zirka zwei Jahren die Freizeitdartstruppe dem Verein als Sektion an. Jetzt spielen die Rancher in der B-Gruppe der SKDL. Und das gar nicht mal so übel. Derzeit belegen sie von zwölf Teams den vierten Tabellenplatz.

Neben dem Vereinsheim des Neumühler SV befindet sich Chris-tians Arbeitsstelle, die Kita „Neumühler Strolche“. 2016 schloss er seine Ausbildung als Erzieher ab, und gleich 2017 übernahm er bei den „Strolchen“ eine eigene Gruppe mit Drei- bis Sechsjährigen. „Ich gehe richtig gern zur Arbeit“, strahlt er. „Und die Kinder freuen sich auch immer, wenn ich zur Arbeit komme.“

Pädagoge zu werden, hatte er zunächst nicht in Erwägung gezogen. Er wollte sich eigentlich zum Rettungsassistenten ausbilden lassen, absolvierte nach der zehnten Klasse aber erstmal ein Freiwilliges Soziales Jahr beim DRK-Blutspendedienst. Ein Kollege dort arbeitete früher selbst als Rettungsassis-tent. „Er hat gesagt, Junge, überleg dir das gut, ob der Job wirklich das Richtige für dich ist. Schwerverletzte, die du am Unfallort versorgst, könnten Freunde oder Verwandte von dir sein“, erinnert sich Christian. Er überlegte also gut – und kam zum Schluss, lieber eine Ausbildung zum Sozialassistenten anzufangen – die Basis für den Beruf des Erziehers.

Über Praktika in mehreren Kindertagesstätten fand er schließlich zu dem Job, der ihn wirklich erfüllt. „Ich kam schon immer gut mit Kindern klar“, sagt er. „Die Kleinen mögen mich irgendwie.“ Um Kinder, obgleich deutlich ältere, kümmerte er sich auch eine Weile beim Neumühler SV, als er vor sechs Jahren die B-Jugend trainierte.

Zurück zum Darts. Wir geben rüber in den Londoner „Alexandra Palace“ (kurz „Ally Pally“), wo alljährlich die Darts-Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Vor vier Jahren war Christian Schröder zusammen mit Freunden als Zuschauer der zweiten Runde dabei. Er hatte sich als Huhn verkleidet; lustige Kostüme gehören seit Jahren zur Darts-WM, zumindest im Publikum. Er sah Legenden des Sports wie Raymond van Barneveld und Phil Taylor auf die Doppel- und Triple-Felder werfen. Die Darts-Ikone Taylor beendete nach dem Turnier die Karriere.

Während die Stars des Profiverbandes PDC Steeldarts spielen, das heißt Pfeile mit Metallspitzen auf eine Sisalscheibe fliegen lassen, werden die Duelle in der SKDL im E-Darts ausgetragen. Die Automaten übernehmen für die Aktiven das Rechnen.

Einige Steeldartsprofis, zum Beispiel der Österreicher Mensur Suljovic und der beliebte „Darts-Opa“ Paul Lim aus Singapur, haben ihre Karriere beim E-Darts begonnen. Vielleicht ein Fingerzeig auch für Christian. S. Krieg