20.06.2025

Leute

Uhrenfreunde helfen Kirchturmuhren in Not

Interview "Köpfe aus Schwerin" mit Henry Olejko
Henry Olejko (66) ist seit zehn Jahren Mitglied im Mecklenburger Uhrenclub. Dort betreut er federführend das Kirchturmuhrenprojekt.
like-imagelike-image
share email
dislike-imagedislike-image

Welche Beziehung haben Sie selbst zu Kirchturmuhren, wie kam es zu dem Projekt „Kirchturmuhren in Not“?
Seit meiner Kindheit bin ich Uhrenfan. Später habe ich angefangen, alte Uhren zu sammeln und natürlich gibt es da immer etwas zu reparieren. So war ich häufiger bei „Klockenschauster“ Hans-Joachim Dikow im Laden. Der hatte irgendwann die benötigten sieben Leute zusammen, um einen Verein zu gründen – ich war die Nummer sieben. Seit 2015 gibt es nun den Mecklenburger Uhrenclub und mit diesem Verein auch eine Institution für das Projekt „Kirchturmuhren in Not“. Das hatte Hans-Joachim Dikow 2011 aus der Taufe gehoben, weil mehr als 100 der Kirchturmuhren Mecklenburgs stillstanden.

Wie konnte der Verein bereits helfen? Was sind aktuelle Projekte?
Ein wichtiges Projekt war Jesendorf, da hat die Kirche eine komplett neue Uhr bekommen. In Neuburg wiederum brauchte die Uhr ein neues Zifferblatt, in Gressow waren gleich mehrere Reparaturen notwendig, die wir finanziell unterstützt haben. Aktuell unterstützen wir die Reparatur der Kirchturmuhr von Conow. Sie ist zurzeit in einem Leipziger Spezialbetrieb, soll aber bald an ihren angestammten Platz zurückkehren.

Wie werben Sie das Geld ein, um die Reparaturen zu unterstützen? Und wie kommen Sie mit den Kirchgemeinden in Kontakt?
Wir gehen in die Öffentlichkeit, werben zum Beispiel bei unseren regelmäßig stattfindenden Uhrenbörsen für das Projekt. Mit Hilfe von Sponsoren ist die Wanderausstellung „Kirchturmuhren in Not“ entstanden. Aktuell ist sie eingelagert, aber wenn jemand die Präsentation zeigen möchte, kann er sich gern an uns wenden. Wenn eine Gemeinde zum Beispiel Spenden für ihre Kirchturmuhr sammelt, kann ich mir gut vorstellen, die Präsentation dafür zu nutzen. Inzwischen ist das Projekt gut bekannt. Es gab zum Beispiel einen Beitrag in der Kirchenzeitung, außerdem erfährt es natürlich der eine vom anderen, wenn irgendwo eine Uhr wieder instandgesetzt wird.

Warum sind Kirchturmuhren wichtig?
Sie sind vor allem für diejenigen wichtig, die in einem Ort leben. Wenn die Uhr schlägt, weiß ich zum Beispiel, oh, jetzt ist Zeit für die Tagesschau. Die Uhren gehören in den Alltag der Menschen. Das ist zum Beispiel daran zu merken, dass Einwohner vom Schlagen ihrer Kirchturmuhr nicht genervt sind – sie haben sich längst daran gewöhnt, auch nachts. Ich habe im Gegenteil schon von Leuten gehört, die aufgewacht sind, wenn die Uhr geschwiegen hat. Kirchturmuhren sind ein Stück Identität.

Warum sind sie Ihnen persönlich wichtig?
Ich bin fasziniert davon, dass viele dieser Uhren schon seit Jahrhunderten ihren Dienst tun und möchte dazu beitragen, dass es so bleibt. Wir hatten schon viele schöne Erlebnisse in dem Projekt: Die Freude über eine gelungene Reparatur ist immer groß.

Interview: Katja Haescher