Leute
Mode ist für mich grenzenlose Freiheit
Was bedeutet Mode für Dich?
Mode bedeutet für mich grenzenlose Freiheit. Ich kann mich damit ausdrücken, ohne mich erklären zu müssen.
Welche Anforderungen muss Mode Deiner Meinung nach erfüllen?
Ich würde zuerst zwischen Mode und Kleidung unterscheiden. Kleidung muss Anforderungen erfüllen, sie muss tragbar sein und praktisch. Mode hat keinen vordergründigen
Nutzaspekt, sondern ist eine künstlerische Ausdrucksform.
Wie arbeitest Du, wenn Du etwas Neues kreierst – und wie sieht Deine aktuellste Kollektion aus?
Wenn ich an etwas Neuem arbeite, ist das ein Prozess, der nicht zu stoppen ist. Von diesem Moment an sehe ich die Welt um mich herum mit anderen Augen, nehme
alltägliche Dinge anders wahr. Meine aktuellste Kollektion ist unter dem Thema „Mode ist für alle da! Mode ist für alle da?“ entstanden. Diese Frage zeigt bereits,
worum es ging, nämlich um Gruppen, die sich nicht wahrgenommen fühlen. Ich habe mit Menschen zusammengearbeitet, die blind sind oder eine Sehbeeinträchtigung haben und dabei unheimlich viel gelernt. Ist jemand blind, dann sind andere Sinne wie der Tastsinn und das Gehör um so wichtiger. Ein Beispiel: Wenn Kleidung durch
ihr Material Geräusche macht und diese nah am Körper sind, wo sich die Kleidung ja befindet, kann das stören. Ich habe bei der Kollektion mit Cord gearbeitet, außerdem mit
Wollstoffen und glatten Baumwollstoffen mit dem Ziel, optische Reize in haptische zu übersetzen. Dazu gehörte auch, dass ich Farbsymbole aufgestickt habe, dass also fühlbar wurde, welche Farbe das Kleidungsstück hat. Genauso wichtig war es mir, die Kleidungsstücke
bei aller Nützlichkeit optisch ansprechend zu gestalten, denn jeder Mensch möchte sich ja schön und gut gekleidet fühlen.
Wie lange dauert es, bis eine Kollektion fertig ist?
Das ganze Semester. Zuerst mache ich ein Konzept, dann folgt die Entwurfsphase, in der 15 Outfits entstehen. Davon werden drei verwirklicht. Ich erstelle die Schnitte, nähe Probeteile, verbesssere sie und nähe am Ende alle Kleidungsstücke der drei Outfits selbst – sogar ein Mantel war diesmal dabei.
Wie findet man/frau zum eigenen Look?
Indem ich das trage, was ich gerade möchte, worin ich mich wohlfühle und mich nicht verstecke. Ein eigener Look zeigt, wer ich bin und was mir gefällt.
Hast Du selbst ein Lieblingsstück und wenn ja, was ist es?
Aktuell finde ich Overalls toll – was die für eine Entwicklung durchlaufen haben vom Kleidungsstück für Arbeiter bis ganz nach oben in die Haute Couture. Overalls sind
super cool, praktisch und ungeheuer vielseitig.
Es wird Frühling – was brauche ich Neues im Kleiderschrank?
Ehrlich: gar nichts. Der Frühling ist doch eine gute Gelegenheit, durchzusortieren, hervorzuholen, was man hat. Ich freue mich jetzt darauf, wieder das anzuziehen, was ich
durch den langen Winter so lange nicht tragen konnte.
Interview: Katja Haescher