19.07.2024

Leute

Ich drücke die Daumen fürs Welterbe

Interview "Köpfe aus Schwerin" mit Ronald Apitz
like-imagelike-image
share email
dislike-imagedislike-image

Das Ingenieurbüro Dr. Apitz in Schwerin ist in diesem Jahr 30 Jahre alt geworden. Sie haben vor zehn Jahren den Staffelstab weitergegeben – wie gelingt so ein Generationswechsel am besten?
Ich hatte das Riesenglück, sowohl mit meinem Sohn Sebastian als auch mit meinem langjährigen Kollegen Thomas Paschka gleich zwei Nachfolger für die Geschäftsführung zu haben und sie machen einen tollen Job. Natürlich muss man sich selbst auch zurücknehmen, also habe ich gesagt: Ich antworte nur auf Fragen, die ihr mir stellt. Das habe ich dann wohl etwas zu ausführlich getan, weil irgendwann mein Sohn sagte: Papa, das können wir uns nicht alles merken, schreib‘s auf. Also habe ich ein Buch über Management im Ingenieur-Büro geschrieben.

Heute stehen viele Unternehmen vor dem Fachkräfteproblem. Wie lassen sich gute Leute gewinnen und wie entsteht eine gute Unternehmenskultur?
Viele unserer Kollegen sagen: Das Team ist ihre zweite Familie. Alle helfen sich gegenseitig, weil jeder auf etwas anderes spezialisiert ist. Alle zwei Jahre gibt es ein Sommerfest, gemeinsame Theaterfahrten, Sport. Keine Frau muss Angst um ihren Arbeitsplatz haben, wenn sich ein Baby ankündigt, und Schüler und Studenten bekommen bei Praktika die Möglichkeit, die Arbeitswelt kennen zu lernen. Sehr am Herzen liegt mir unser Büro-Fußballturnier mit Kindern aus Sozius-Wohngruppen einmal im Jahr. Das hat mal mit einer Mannschaft angefangen, inzwischen sind es sechs.

Noch immer wählen zu wenige junge Menschen, vor allem zu wenige Frauen, technische Berufe. Jetzt bitte ein bisschen Werbung: Was ist toll am Beruf des Statikers?
Toll ist zu sehen, was man geschaffen hat, man kann in der Stadt daran vorbeigehen. Verkürzt ausgedrückt sind wir diejenigen, die dafür sorgen, dass alles, was gebaut wird, auch stehen bleibt. Eine Affinität zu Mathe und Physik ist für diesen Beruf natürlich wichtig.

Sie sind Gründungsmitglied des Vereins Pro Schwerin. Ihre liebsten Projekte?
Dazu gehören die beiden Aktionen, bei denen wir zusammen mit Vertretern von „Fridays for Future“ Bäume für einen Klimawald gepflanzt haben. Ich sehe das so: Demonstrationen sind sicher wichtig, noch wichtiger ist es, selbst etwas zu machen.

Wie hat sich Schwerin Ihrer Meinung nach in den zurückliegenden Jahren entwickelt – und was würden Sie sich noch wünschen?
Schwerin ist zu einer schönen, lebenswerten Stadt geworden, was wir als Schweriner nicht immer sehen. Was allein im Vorfeld der Bundesgartenschau entstanden ist, ist phantastisch! Ich würde mir wünschen, dass die Stadteingänge noch attraktiver werden: Die abgebrannte Gaststätte „Zur Fähre“ und das Kurhotel im Süden, das nun zusammengefallene Jagdhaus Schelfwerder im Norden, das Jagdschloss Friedrichsthal im Westen – es wäre schön, wenn sich an all diesen Punkten etwas zum Guten entwickeln würde.

Wie verfolgen Sie die Entscheidung zum Weltkulturerbe?
Ich drücke natürlich die Daumen! ProSchwerin hat die Welterbe-Bewerbung ja von Anfang an unterstützt. Und selbst wenn Schloss und Ensemble den Titel nicht erhalten sollten, ändert das doch an ihrer kulturhistorischen Bedeutung nichts.
 

Interview: Katja Haescher