13.02.2025

Leute

Bereit für die fünfte Jahreszeit

Nicole Leonhard ist Tänzerin und Trainerin bei der Schweriner Karnevalsgesellschaft Blau-Gelb
Nicole Leonhard tanzt in der Prinzengarde der Schweriner Karnevalsgesellschaft Blau-Gelb und ist selbst Trainerin.
like-imagelike-image
share email
dislike-imagedislike-image

„Kannst du bitte mal drei Minuten lang quatschen, damit wir Zeit zum Umziehen haben?“ Das ist eine Ansage – und der Hofmarschall der Schweriner Karnevalsgesellschaft Blau-Gelb antwortet mit „Jawoll!“ Nicole Leonhard muss vieler solcher Ansagen machen. Anders würde sie es gar nicht schaffen, selbst in der Prinzengarde zu tanzen und nebenbei als Trainerin die Auftritte der Jüngeren zu begleiten. Und anders würden die Beine auch nicht so gleichmäßig fliegen, denn Gardetanz ist Sport und Übung macht den Meister.

Das weiß Nicole Leonhard aus eigener Erfahrung. Sie war 15, als eine Nachbarin sie und ihre Schwester zum Karneval mitnahm. „Ich hatte schon immer Lust zu tanzen, wäre auch gern beim Ballett gewesen“, sagt die 32-Jährige. „Und Fasching mochte ich auch immer gern.“ Sie stieg bei den Karnevalisten ein und eine Zeit später wieder aus – um dann zu merken, dass es ohne das Tanzen auch nicht ging. Wieder eine Zeit später war Nicole bei der SKG Blau-Gelb Trainerin und ist es bis heute.

Es ist ein schönes, aber herausforderndes Hobby. Kleine Garde, Funkengarde, Prinzengarde, zwei Tanzmariechen und ein Tanzpaar: Die Show-Abteilung der blau-gel­ben Karnevalisten ist gut besetzt. Nicole und eine weitere Gardetänzerin leiten das Training. Und mit dem schönsten Beinschwung ist es längst nicht getan. Die Arbeit beginnt schon bei der Auswahl der Musik und der Kostüme und der Erarbeitung der Choreographie. „In einer Minute Choreographie stecken mehrere Stunden Arbeit“, erklärt die Schwerinerin. Inspiration holen sich die Tänzerinnen zum Beispiel in Videos; bei der Musik mag Nicole Stücke, die vom Rhythmus gut abgehen.

Dann folgt der Arbeitsprozess: Wer steht wo, welcher Sprung kommt vor welcher Drehung, wohin mit den Armen, wohin mit den Beinen... Gerade bei den Kleinen ab sechs ist das natürlich anfangs so, als würde die Trainerin einen Sack Flöhe hüten – und zwar spring­lebendige. Trotzdem gibt Nicole ihre Zeit gern. Wenn auf der Bühne alles klappt oder die Kleinen, die ihr Herz noch auf der Zunge tragen, sagen: „Ich hab dich lieb!“, dann ist sie ganz gerührt. „Mein Berufswunsch war eigentlich Erzieherin, das hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Umso mehr macht mir natürlich jetzt die Arbeit mit den Kindern Spaß“, sagt sie. Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht schlimm, wenn vor dem Auftritt noch Röckchen gerichtet und Zöpfe neu geflochten werden müssen. Gerade hat die Trainerin Glitzersteine auf viele kleine schwarze T-Shirts geklebt – viereinhalb Stunden lang. Läuft die Show, steht Nicole Leonhard am Rand und fiebert mit. Manchmal sagt sie auch vor, mit Händen und Füßen. Sie erwartet, dass die Kinder regelmäßig zum Training kommen und auch zu Hause die Choreographie üben. Anders geht es beim Gardetanz und auch beim Showtanz nicht. Hängt sich jemand rein, hat sie auch Verständnis, wenn manchmal etwas noch nicht so gut klappt: „Ich würde kein Kind, das regelmäßig zum Training kommt, vom Auftritt ausschließen, nur weil es vielleicht keinen Spagat kann.“
Apropos Spagat: Wer wie Nicole Leonhard noch selbst in der Karnevalsgarde tanzt, bleibt natürlich in Bewegung. Täglich macht sie Dehnübungen: „Man muss immer dranbleiben. Spagat zu können, ist harte Arbeit.“

Harte Arbeit ist für die zweifache Mutter, die bei der Deutschen Bahn tätig ist, auch die Zeit rund um den Rosenmontag. In diesem Jahr fällt der Höhepunkt der Karnevalssaison auf den 3. März. Bereits am Sonnabend zuvor, am 1. März, feiert die Schweriner Karnevalsgesellschaft Blau-Gelb in der Mensa des Mecklenburgischen Förderzentrums in Lankow. Wer dabei sein möchte: Es wartet ein Abend mit viel Tanz, Musik und Spaß. Einlass ist um 19.11 Uhr, noch gibt es Karten – über die Internetseite schwerin-karneval.de. Für die Blau-Gelben ist es die 30. Session und das soll sich auch bei dem jährlichen Höhepunkt widerspiegeln.

Ob Nicole Leonhard Lust hat, auch mal in Köln den Karneval zu erleben? „Nein“, sagt sie spontan, „die vielen Menschen, mir persönlich wäre das zu viel“. Außerdem hat sie rund um den Rosenmontag ja gar keine Zeit. Und auch nach dem Aschermittwoch wird es nicht besser. Training und Vereinsleben gehen schließlich weiter und es kommen immer wieder neue kleine Tänzer dazu. Nur ihre eigenen Jungs, sieben und elf Jahre alt, haben keine Lust auf Tanz – auch wenn bei den kleinen Blau-Gelben aktuell ein Junge dabei ist. Für die Mutter ist das aber so in Ordnung. Schließlich sollte jeder das tun, was ihm am meisten Spaß macht.

Katja Haescher
karneval-schwerin.de