15.10.2021

Leute

Auf der Jagd nach Fossilien

Interview mit Reinhard Braasch in der Reihe "Köpfe aus Schwerin"
Reinhard Braasch (74), Raben Steinfeld, Gründer des geologischen Museums
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Wie viele Steine sind schon durch Ihre Hände gegangen?
Unzählige. Ich habe schon als Kind angefangen zu sammeln. Damals war ich im Ferienlager auf Rügen und habe ein Stück Pyrit gefunden. Das war aufgeplatzt und sah aus wie Gold. Ich habe es mit nach Schwerin genommen und bei Geologen gefragt, was das ist. Die merkten, dass ich interessiert bin und haben mich daraufhin häufiger mal zu Veranstaltungen mitgenommen. Später war ich eines der ersten Mitglieder der Fachgruppe Geologie im Kulturbund, aus der nach der Wende die Gesellschaft für Geschiebekunde, Sektion Westmecklenburg, wurde.

Was macht für Sie die Faszination des Steinesammelns aus?
Es ist spannend, dabei zum Beispiel neue Fossilien zu entdecken. Allein im Sternberger Gestein sind mehr als 600 Arten bekannt und 1991 habe ich eine Einzel­koralle darin gefunden, die zuvor noch nicht beschrieben worden war – Caryophyllia granulata. Mit Pachyscyllium braaschi gibt es auch einen Haizahn, der nach mir benannt ist, weil ich viele Jahre an der Beschreibung des Sternberger Gesteins mitgearbeitet habe – das ist dann für mich natürlich eine große Ehre.

Wann und wo lassen sich die besten Funde machen?
An der Ostsee nach einem Sturm lässt sich unglaublich viel entdecken – von Bernstein über Seeigel bis zu 500 Millionen Jahre alten kambrischen Geschieben. Wir planen unsere Sammeltouren deshalb ganz häufig nach dem Wetterbericht – was Kreibohm sagt, wird genau verfolgt.

Was war Ihr aufregendster Fund?
Das war in Pinnow das Sternberger Gestein, in dem ich die Koralle gefunden habe. Und ich bin sehr froh, dass mir Wolfgang Zessin bei der Herausforderung, diesen Fund fürs Fachblatt zu beschreiben, zur Seite stand.

Auf welches Ausstellungsstück im geologischen Museum sind Sie besonders stolz – und welches bewundern Ihre Besucher am meisten?
Die Leute sind fasziniert vom Sternberger Kuchen. Besonders süddeutsche Sammler sind darauf ganz wild, da es sich dabei um eine lokale Besonderheit handelt. Die Vielfalt der Fossilien in diesem Geschiebe, seine warme Farbe begeistern genauso wie die „Kuchenform“. Ich habe im Museum Stücke, die sehen aus wie ein Kastenbrot oder ein Hamburger oder besser gesagt: echte „Sternburger“.

Warum sollten Besucher unbedingt ins geologische Museum kommen?
Die Eiszeit hat ganze Zeitalter zu uns gebracht – und damit für eine Vielfalt gesorgt, die in anderen Gegenden nicht denkbar ist. Diese Vielfalt lässt sich im Museum entdecken. Ich zeige hier viele eigene Funde, zum Teil präpariert und geschliffen, um Besonderheiten besser herausstellen zu können.

Sie verarbeiten auch Steine zu Schmuck. Was ist Ihr liebster Schmuckstein?
Der Feuerstein. Er ist härter als normales Fensterglas und was ich besonders an ihm schätze: Er ist von hier. Ich mag das Bodenständige, einheimisches Material zu verwenden, war mir schon immer wichtig. Interview: Katja Haescher