19.04.2024

Leo

Verzögerungen

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Ein guter Kumpel war neulich drei Stunden in Madrid. Ist das nicht ein bisschen kurz, wollte ich wissen – woraufhin er entgegnete, dass er auf zwei Stunden und 55 Minuten davon locker hätte verzichten können. Bei Madrid handelte es sich nämlich mitnichten um die spanische Hauptstadt mit lauschigen Avenidas, sondern um die unterste Etage eines Hamburger Parkhauses mit klangvollem Namen und dem Charme – nun ja – eben einer Tiefgarage. Nur der Duft nach Abgasen sei identisch gewesen.

Leo sagt...

Sein Aufenthalt dort hing mit einigen Verkehrsbeeinträchtigungen vor dem Haus zusammen, welche die Ausfahrt verzögerten. Das zumindest war der Inhalt der alle halbe Stunde durch die Lautsprecher mitgeteilten Erklärung. Oder anders ausgedrückt: Die Innenstadt war voll wie ein Seemann nach dem Landgang und die ersten Auswärtigen in der Warteschlange suchten sich Hotelzimmer. Wenn es wirklich mal einem Fahrzeug gelang, das Parkhaus zu verlassen, kam es garantiert nicht von ganz unten. Verzögerung, sagte mein Kumpel, klang da recht zahm. Leute, wir hören uns morgen wieder, hätte viel besser gepasst. Aber warum nur redet niemand Klartext? Kommt der Zug nun fünf Minuten später, zwei Stunden oder gar nicht? Steht der Handwerker zwischen 10 und 16 Uhr auf der Matte und wenn ja, an welchem Tag? Verspätet sich der Kellner nur oder ist das bestellte Hühnchen noch nicht gerupft? Obwohl: Manchmal möchte ich die Wahrheit gar nicht wissen.

Euer Museumslöwe
(notiert von Katja Haescher)