Leo
Tage wie diese
Es gibt Tage, da wird mir alles zu viel. Das Wetter, die Aussicht, das sphinxhaft-geheimnisvolle Geradeausgucken. Dann möchte ich nur noch meinen Koffer packen und verschwinden. Nur leider geht das nicht, ich habe keinen Koffer. Dafür Vögel, die an meinen Ohren picken, eine Mähne, die nicht liegt, und Touristen, die mich trotzdem fotografieren.
Leo sagt...
„Mach Dir nichts draus, das geht vorüber“, tröstete mich eine Freundin, die mir gerade von ihrem vergeblichen Versuch berichtet hatte, die Haustür mit der Fernbedienung ihres Autos zu öffnen. Anfangs, sagte sie, habe sie sich nicht einmal darüber gewundert, dass die Tür geschlossen blieb – ihr Auto würde schließlich auch immer erst beim dritten oder vierten Versuch anspringen. Und überhaupt: So manches Missgeschick berge doch auch etwas Gutes. Das Sportzeug im Turnbeutel, den sie neulich versehentlich statt des Müllsacks in die Tonne geworfen hatte, sei ihrem Sohn ohnehin fast zu klein gewesen. Und nur dank des Zwischenfalls mit dem rostigen Gemüsehobel sei ihr eingefallen, dass das Heftpflaster alle war.
Meine Freundin hat recht. Ich kann nicht immer nur in eine Richtung blicken, ich muss auch mal die Perspektive wechseln. Warum also aufregen über den Teebeutel im Kaffee, der die schwarze Brühe womöglich gesünder macht? Der Tourist? Soll er doch sein Foto schießen, ich jedenfalls werde keine Miene verziehen. Und was den Vogel betrifft: Das Aas soll mir mal kommen!
Euer Museumslöwe
(notiert von Katja Haescher)