18.03.2022

Leo

Provisorisch

like-imagelike-image
share email
dislike-imagedislike-image

Alles neu macht der März. Sagt man doch, oder? Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass nicht nur hinter mir im Museum, sondern auch in so manchem Privathaus gerade
Baustellen entstehen. Neulich erst erwähnte ein guter Freund das ungute Gefühl, das ihn ergreift, wenn seine Frau einen Satz mit „Man müsste mal ...“ beginnt. Man was so viel heißt wie Mann was soviel heißt wie er. Man müsste mal wieder die Küche malern. Die Lampe im Flur reparieren. Den Keller aufräumen. Die einzig angemessene Reaktion, sagt mein Freund, sei in diesem Fall der Satz: Natürlich, Schatz, in welcher Farbe hättest du es gern?
Indes habe ich meine Zweifel, dass es immer zu so prompten Lösungen kommt. Ich kenne einen Haushalt, in dem eine Schwimmflosse als Türstopper dient. Wurde beim Umzug dort hingelegt, weil gerade nichts anderes zur Hand war, damals, vor zehn Jahren. Oder der schwere Stuhl, den eine Bekannte vor ihren Backofen schiebt, weil die Klappe nicht mehr richtig schließt. Eigentlich, sagt sie, will sie schon lange den Monteur ihres Vertrauens anrufen. Der sei aber inzwischen Rentner, wie sie erfuhr, als sie es endlich versuchte. Gar nicht erst zu reden von dem gefalteten Stück Pappe unter dem Schrankfuß, der alten Kiste neben dem Sofa, die den Beistelltisch ersetzt und dem Flipchart-Blatt, das der Blickdichte wegen ans Badezimmerfenster gepflastert wurde. Es ist eben nichts so beständig wie ein Provisorium. Eigentlich müsste man mal ...
Aber wo anfangen?

Euer Museumslöwe
(notiert von Katja Haescher)