Leo
Nette Worte

„Dein Haar liegt heute perfekt, was hast du nur für eine schöne Mähne!“ Ein solches Wort macht den Tag doch gleich viel schöner. Und ja, ich gebe es zu, auch ich sonne mich gern in der Wärme einer kleinen Schmeichelei. Allerdings gibt es auch zweifelhafte Komplimente. Zum Beispiel: „Für dein Alter bist du noch wirklich gut in Form!“ Ist das jetzt Bewunderung, formuliert als Bedingungssatz? Wenn über 100, dann Anblick ok? Und es geht noch schlimmer: „Jeder ist so alt, wie er sich anfühlt.“ Höhö, jaja, und beim nächsten Mal beiße ich dir die Hand ab.
Vielleicht bin ich ja nur ein bisschen empfindlich. „Du siehst doch flott aus“, dieser Satz hört sich ja im ersten Moment ganz nett an. Und wie beim freunlich-langweiligen Nett ist es auch hier der Subtext, der mich stört. Irgendwie klingt flott immer nach einem Zustand, den zu erreichen einiges an Aufwand erfordert. So wie wenn du ein auf Grund gelaufenes Schiff wieder hervorzerrst, vielleicht noch ein paar Roststellen abkratzt und das Ganze mit einem frischen Anstrich erneut auf die Reise schickst. Mal ganz ehrlich: Ich weiß doch, dass es bei mir bröckelt. Und nein, ich fische jetzt nicht nach Komplimenten, frei nach dem Motto: Ach, Löwe, was redest du, du siehst doch immer gut aus!
Hier deshalb schnell noch eine Liste von Dingen, die ich auch nicht hören möchte: Ist das Foto von deinem Abiball auch in Schwarz-Weiß? Hast du echt noch einen Festnetz-Anschluss? Und was macht dein Friseur eigentlich beruflich?
Euer Museumslöwe
(notiert von Katja Haescher)