Leo
Kindheitsträume
Ach, damals! Damals war alles so schööööön! Keine Angst, ich fange jetzt nicht an zu trällern. Ich musste nur gerade an meine Kindheit denken und daran, was alles möglich schien. Pyramiden wollte ich bewachen, singen natürlich und ja, eine kurze Zeit lang auch mal Lokführer auf dem Orient-Express werden. „Bei mir war‘s Kosmonautin“, gestand mir eine gute Freundin. Nun war sie auch etwas verschossen in Juri Gagarin, aber ja, prinzipiell ist der Beruf prima. Unendliche Weiten und alle finden dich toll. Gut, für mich wäre es schwierig, ich habe da ein kleines Gewichtsproblem, aber sie hätte doch locker durchstarten können.
Leo sagt...
Ist sie aber nicht. Ihr Banknachbar Detlef erzählte ihr nämlich, dass es im Weltraum nur Essen in Pastenform gibt. Und dass Kosmonauten als eine Art medizinisches Versuchskaninchen ständig mit Medikamenten und Spritzen traktiert würden. Woher Detlef sein Wissen bezog, sagte er nicht. Da sie aber weder Mischgemüse aus der Tube essen noch körperliche Unversehrtheit riskieren wollte, blieb es bei dem Traum.
Mich machte die Geschichte traurig. Haben nicht alle fabelhaften Berufe ihre Nachteile? Ein Indiana Jones macht sich ständig die Klamotten dreckig, von anderen Problemchen ganz zu schweigen. Magnum muss grauenvolle Hemden tragen und als Museumslöwe guckste halt ziemlich viel geradeaus.
Sie ist also weder Kosmonautin noch Archäologin noch Detektivin und auch nicht Museumslöwin geworden, sondern arbeitet heute im Büro. Irgendwas mit Restmüllbeseitigungsbehälterentleerung. Danke Detlef!
Euer Museumslöwe
(notiert von Katja Haescher)