10.11.2023

Leo

Geschenkt

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Schenken macht Freude, beschenkt zu werden nicht immer. Was habe ich nicht schon alles bekommen! Lila Wollsocken. Eine Auswahl verschiedener Liköre, deren Hersteller vermutlich früher in der Klebstoffbranche tätig waren.  Eine selbstgebastelte Deko-Kugel in Artischockentechnik mit den Worten: „Die kannst du dir schön ins Fenster hängen“. Ich habe nicht mal ein Fenster! Und wenn ich eins hätte, würde darin bestimmt kein mit Stofffetzen besteckter Styroporball baumeln. Aber lassen wir das.  

Leo sagt...

Denn was meinen moralischen Kompass wirklich ins Trudeln bringt, ist die Frage: Darf ich solche Geschenke eigentlich entsorgen? Darf ich etwas in Windeseile im Mülleimer versenken, woran ein anderer tagelang gebastelt hat? Wie stehe ich da, wenn die von Tante Else handgestickte Tischdecke bei ihrem nächsten Besuch nicht auf der Tafel liegt? Oder war nicht die Decke von der Tante, sondern der Porzellanclown mit dem traurigen Gesicht? Habe ich möglicherweise das Falsche aus dem Keller geholt? Aaarrrh, dieser Stress!
Noch schlimmer, versicherte mir eine Kollegin, ist es mit den Geschenken der eigenen Kinder. Wenn die kleine Tochter täglich einen Zeichenblock verbraucht und ihrer Mama all die gezeichneten Blümchen, Häuser und Mädchen mit langen Zöpfen ans Herz drückt, ist Widerstand zwecklos. Da bleibt eigentlich nur noch, die Werke einzuscannen, um Platz zu sparen. Was mich zu einer wichtigen Frage führt: Wie digitalisiere ich eine Styroporkugel?

Euer Museumslöwe
(notiert von Katja Haescher)