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„PADDEL DOCH MAL”
Die Schweriner Ruderer waren die ersten Wassersportler Schwerins, die sich 1874/75 in mehreren Rudervereinen organisierten. Die Schweriner Segler zogen 1894 nach und gründeten den Schweriner Seglerverein (SSV) mit Bootshaus auf der Schwanenhorst. Der Kanusport in Mecklenburg entwickelte sich langsamer, so dass hier erst nach dem 1. Weltkrieg erste Kanuvereine entstanden. Als erster Kanuverein in Mecklenburg gründete sich am 12. Mai 1920 der ‚Kanu und Kleinsegelverein‘ (KuK) Schwerin im damaligen Nieder-EIbe-Kreis.
Bei Vereinsgründung des KuK Schwerin 1920 zählte man 33 Mitglieder. Die Schweriner Kanuten hatten zunächst mit ihren Booten Gastrecht beim Schweriner Seglerverein am Marstall, bis am 31.August 1924 das Kanubootshaus am Beutel, Werderstraße 76 (früher Alexandrastraße) eingeweiht werden konnte. Etwa 1930 erfolgte die Umbenennung des KuK in „Kanu- Verein Schwerin” (KVS) mit Vereinsstander und Vereinszeitung „Ahu-Ahoi”. 1931 hatte der Verein 74 Mitglieder und verfügte über einen Bootspark von 62 Booten, darunter 41 Faltboote. In den 1920er und 1930er Jahren waren die Aktivitäten umfangreich und vielschichtig: Neben Training, Wanderfahrten und Regatta-Teilnahmen, z.B. in Parchim, Rostock, Travemünde und Hamburg sowie auf dem Schweriner Pfaffenteich (1930: 3000 Zuschauer laut Vereinszeitung) gab es auch die „Schweriner Kanu-Kampfspiele” mit spaßigen Disziplinen am Zippendorfer Strand. Außerdem wurde auch das Kanu-Segeln in der „Internationalen 7,5m2-Renn-SegelKanu-Klasse” betrieben. Ein Pokal von 1936 blieb erhalten.Den Schwerpunkt bildete jedoch offenbar der Kanu-Rennsport. Ein Wanderpokal für Zweier-Kanadier-Rennen von 1934 wird noch heute im Bootshaus des KuK gehütet. Auch das Wasserwandern auf heimischen und weit entfernten Gewässern hatte stets einen hohen Stellenwert. 1931 wurden 3 151 Ausfahrten der Mitglieder mit 68.289 km registriert (Vereinsfahrtenbuch). Ausgiebige Feiern gab es auch: 1932 feierten etwa 50 Kanuten in der Seewarte (Paulsdamm) bis Neujahrmorgen um 6 Uhr. Der Betreiber der Gaststätte, Herr Werner Straßburg, stiftete einen Pokal für die Kanuten aus Bad Kleinen und Schwerin für den, der den Paulsdamm nach dem Start um 0 Uhr zuerst erreichte. Das Bootshaus des KuK am ‚Beutel‘ konnte von 1924 bis 1945 gepflegt und erhalten werden. 1945 war es Flüchtlingsunterkunft und danach Kohlenlager. 1955 übernahm die BSG Mecklenburgisches Staatstheater das Objekt für seine Sektionen Segeln und Kanu. Im Jahre 2009 erfolgte im Rahmen der Buga der Abriss und der Neuaufbau in der Werderstraße 122, ebenfalls am Beutel. Programm war und ist der Kanu-Wandersport. Den jährlichen Höhepunkt bildet seit 30 Jahren die Ausrichtung der Faltbootregatta um das ‚Rosa Paddel‘ auf den Schweriner Seen.
Spätestens 1946 regte es sich wieder in den erhalten gebliebenen Sportstätten, Turnhallen und Bootshäusern. Ein Großteil des Bootsparks (Kanu, Rudern, Segeln) war allerdings den Kriegswirren und Besatzungstruppen zum Opfer gefallen. Die Kanuten hatten wiederum Gastrecht im Seglerheim. Die erste Kanuregatta nach dem Kriege fand im August 1948 auf dem Schweriner Pfaffenteich statt. Mit großem Elan entstand 1949 aus alten Barackenteilen und den Resten einer Militärbadeanstalt ein „neues” Kanubootshaus in der Bornhövedstraße 101a. Die Postkanuten errichteten 1950 ebenfalls aus Barackenteilen ein eigenes Domizil am Ziegel-Außensee. Ab 1948 waren Betriebssportgemeinschaften (BSGn) wie Motor, Einheit, Fortschritt und Post gegründet worden, die bis 1989 von ihren Trägerbetrieben unterstützt und gefördert wurden. 1951 erfolgte die Vereinigung zur BSG Einheit mit etwa 100 aktiven Kanuten. Bei der BSG Post zählte man etwa 50 Aktive.
Nach Bereitstellung neuer Rennboote von der Bootswerft in Postelwitz in großen Stückzahlen gelang ab 1950 in den Vereinen ein entscheidender Aufschwung im Kanu-Rennsport, und die Große Schweriner Kanuregatta auf dem Schweriner Pfaffenteich und Ziegelsee wurde zu einer festen nationalen Adresse. Intensiver Trainingsfleiß hatte bald achtbare Ergebnisse Schweriner Kanuten bei „Ostzonen” (1948)-, DDR-Meisterschaften und später bei den Kinder- und Jugendspartakiaden zur Folge. Nach der Bildung von Sportclubs (SC) mit einer Kanusektion (Rostock, Neubrandenburg) und der Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) verlagerte sich seit 1970 der Schwerpunkt im Kanu-Rennsport in Schwerin auf das Trainingszentrum (TZ) am Faulen See, zu dem auch eine neue Regattastrecke (Kanu, Rudern) gehört, die heute den internationalen Maßstäben entspricht. Auch der Schweriner Drachenbootsport hatte 1992 am Faulen See seinen Ursprung. In der Bornhövedstraße am Stangengraben haben weitere Drachenbootvereine ihre Heimstatt. Herausragend sind heute lokale, nationale und internationale Drachenbootrennen auf dem Schweriner Pfaffenteich und dem Faulen See mit hohen Teilnehmerzahlen und vielen Zuschauern. Die Kanu-Renn-Gemeinschaft (KRG) Schwerin ist außerdem das Zentrum des Kanu-Rennsports mit einer guten Jugendarbeit.
Auch der Kanu-Wandersport erlebte nach Kriegsende 1945 einen neuen Aufschwung. Durch Produktion und Erwerb neuer Faltboote RZ85 und E65 aus Pouch und Kolibri-Zweier aus Wismar gab es bald gute und bezahlbare Wanderboote.
Wochenendfahrten mit Boot und Zelt waren die Regel, auch Urlaubsfahrten nach Polen, Ungarn und in die CSSR wurden möglich. Höhepunkte bei den organisierten Kanu-Wanderfahrten sind seit den 1970er Jahren die jährliche Mecklenburg-Rundfahrt, das Schweriner Frühjahrswässerchen, die Faltbootregatta um das Rosa-Paddel und der Schweriner Herbst- Spuk - alles gut organisierte Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern. Das Faltboot ist seit den 1970er-Jahren von einem Großangebot von Kunststoffbooten teilweise verdrängt worden, ist aber heute noch sehr beliebt. Seit 1990 hat sich der Aktionsradius wesentlich erweitert, und auch die Schweriner Kanuten sind außer in Deutschland auch auf Flüssen und Seen in anderen Ländern Europas und darüber hinaus auf Kanu-Urlaub unterwegs. Anfang 1990 gründete sich aus der Kanusektion der BSG Einheit Schwerin der „Kanu- und Kleinsegelverein Schwerin e.V.” neu. Das veraltete Bootshaus wurde mit vielen Eigenleistungen und mit Fördermitteln komplex saniert. Der Verein hat heute über 130 Mitglieder und verfügt über etwa 130 Renn- und Wanderboote. Er ist der größte Schweriner Kanu-Verein mit den Sparten Rennsport und Kanu-Wandern und einer wachsenden Jugendabteilung. Seit 90 Jahrzehnten gilt der Slogan „Paddel doch mal!” Die vielen Seen und Fließgewässer in und um Schwerin laden dazu ein.