13.09.2019

Leute

Reisende, die Hilfe nachfragen

Interview mit Axel W. Markmann in der Reihe "Köpfe aus Schwerin"
Axel W. Markmann, 60 Jahre Geschäftsführer „Sozial-Diakonische Arbeit – Evangelische Jugend“
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Sehr geehrter Herr Markmann, seit fünf Jahren besteht die Schweriner Bahnhofsmission nun schon. Wie kam es zur Neueröffnung nach rund fünf Jahrzehnten?
Das Bahnhofsmanagement hier in Schwerin hatte guten und engen Kontakt zum Evangelischen Landesverband der Bahnhofsmissionen in Schleswig-Holstein und war sehr an der Einrichtung weiterer Bahnhofsmissionen hier im Nordosten interessiert. Der Landesverband ist dann im Jahr 2013 bei verschiedenen diakonischen Werken und bei uns als kirchlich-diakonischem Träger vorstellig geworden, um entsprechende regionale Partner zu gewinnen. Im Februar 2014 hat sich unser Stiftungskuratorium für den Betrieb einer Bahnhofsmission hier in Schwerin ausgesprochen.

Laut Ihrer Statistik waren Sie in den fünf Jahren mit mehr als 40.000 Menschen in Kontakt. Was sind das in erster Linie für Menschen, die bei Ihnen Hilfe suchen, und was sind deren häufigste Anliegen?
Etwa 60 Prozent unserer Gäste sind Reisende, die Hilfe nachfragen, Unterstützung beim Aus- und Umsteigen benötigen oder auf ihren nächsten Zug warten und hier einen Moment zur Ruhe kommen wollen. Es kommen aber auch viele Menschen mit finanziellen und sozialen Schwierigkeiten beziehungsweise körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen zu uns in die Bahnhofsmission. Besonders zu erwähnen ist an dieser Stelle aber auch die Zeit seit Sommer 2015, in der vermehrt geflüchtete Menschen auch nach Schwerin gekommen sind. So verwundert es nicht, dass etwa 30 Prozent unserer Gäste einen Migrationshintergrund haben. Und gerade diese Menschen kommen oft zunächst orientierungslos hier am Bahnhof an und suchen eine Ansprechperson, ein offenes Ohr und ein weisendes Wort der Hilfe.

Wie soll sich die Bahnhofsmission in den kommenden fünf Jahren weiterentwickeln?
Wir wollen auch hier in Schwerin das Angebot Bahnhofsmission Mobil aufbauen, einen Fahrgastbegleitservice, zum Beispiel für Menschen die aufgrund körperlicher Handicaps nicht mehr allein reisen können oder Kinder, die eine Begleitung auf ihrer Bahnfahrt benötigen.

Die Bahnhofsmission ist nur ein Teil Ihrer Arbeit. Welche Aufgaben haben Sie als Geschäftsführer der Stiftung „Sozial-Diakonische Arbeit – Evangelische Jugend“ außerdem?
Ich vertrete die Stiftung in kirchlichen und gesellschaftlichen Kontexten, zum Beispiel unsere Straßensozialarbeit, die Hilfen zur Erziehung, die verschiedenen Angebote der offenen Jugendarbeit, die Schulsozialarbeit, die Evangelische Beratungsstelle und Jugendmedienbildung im Jugendhilfeausschuss. Ein Augenmerk unseres kirchlich-diakonischen Engagements liegt darüber hinaus auch in der stadtteilbezogen und aufsuchenden Arbeit.

Was haben Sie vorher beruflich gemacht, wollten Sie als Kind oder Jugendlicher auch immer schon „etwas mit Menschen“ machen, und was war damals Ihr Traumberuf?
Ich bin ausgebildeter Industriekaufmann, habe als solcher gearbeitet, bevor ich über den Zivildienst mit sozialen Arbeitsfeldern in Berührung gekommen bin. In der Folge entstand der Wunsch, mich zum evangelischen Diakon ausbilden zu lassen. Seit 1983 bin ich als Diakon und Pädagoge tätig. Als Kind wollte ich gar nicht wirklich erwachsen werden und einen Beruf lernen. Ich wollte lieber – wie Peter Pan – immer Kind bleiben. Interview: S. Krieg