11.12.2020

Leute

Maschinen und Schleifsteine

Margrit Sendzik arbeitet im Vorstand des Stadtgeschichts- und Museumsvereins Schwerin
Margrit Sendzik (73) möchte helfen, die Schleifmühle zu einer überregional bekannten Kulturmarke zu entwickeln.
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Margrit Sendzik und ihre Mitstreiter im  Stadtgeschichts- und -museumsverein Schwerin (SGMV) hatten und haben noch große Ziele mit der Schleifmühle: Das Museum soll eine bekannte Kulturmarke werden, auch überregional. Schon in den vergangenen Jahren kamen Besucher aus ganz Deutschland und sogar dem Ausland, unter anderem aus den USA, dorthin. 2019 waren es insgesamt ungefähr 16.000.

Margrit Sendzik hat 2013 die Geschäftsführung des Trägervereins der Schleifmühle übernommen. „Zu der Zeit“, sagt sie, „dümpelte die Schleifmühle so vor sich hin. Sie war einfach nicht präsent in der Stadt. Die Leute haben uns schon gefragt: Ach, da ist ein Museum drin?“

Die Vereinsmitglieder, vornweg Margrit Sendzik, organisierten alles neu und packten an. Sie bauten 2013 als Erstes Sanitäranlagen und Werkstatt, deckten später das Dach neu und modernisierten dann das Museum grundlegend. „Projekt- und Bauleitung haben wir selbst übernommen, ehrenamtlich“, sagt die Geschäftsführerin. Aber es habe Fördergelder von Stadt und Land gegeben. Margrit Sendzik war in diesem Prozess in erster Linie für Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Die Modernisierung wurde 2018 abgeschlossen. Ziel sei es gewesen, die Schleifmühle für Besucher attraktiv zu machen. Immer wieder bestätigten die Gäs­te, dass es gelungen sei, aus der verschlafenen Mühle ein modernes, schönes Museum zu machen.

Margrit Sendzik, die gebürtige Ludwigslusterin, sagt, sie habe schon immer nach Schwerin, in ihre Lieblingsstadt, ziehen wollen. Aber es dauerte eine Weile, bis es so weit war. Nach ihrem Maschinenbau-Studium in Karl-Marx-Stadt von 1965 bis 1972 fand sie eine Stelle im hiesigen Plastmaschinenwerk (PMS). „Ich habe alle Bauphasen mit begleitet und war dort im PMS-eigenen Ingenieurbüo für alle Verfahren und Arbeitsplätze zuständig, wo kein Span fiel – von der Härterei bis zur Farbgebung“, blickt sie zurück.

Das ging bis zur Wende so. Ab 1990 bereite sie in dem Werk den Übergang in die Marktwirtschaft mit vor und leitete beim Unternehmen Hemscheidt, das das PMS teils übernommen hatte, den technischen Bereich. Bis 2008 blieb sie dem Maschinenbau in Schwerin-Süd in diversen Positionen treu. Sie sagt: „Ich habe den Werdegang des Gewerbegebietes begleitet und dabei auch Voraussetzungen für neue Arbeitsplätze geschaffen, indem ich dabei mitgeholfen habe, dass sich Firmen ansiedeln.“

Dass es 1989/90 überhaupt zum Wandel im Osten Deutschlands kam, dazu hat die heute 73-Jährige auch einen kleinen Beitrag geleis­tet: Sie und ihr Mann engagierten sich beim Neuen Forum.
„In der Zeit nach der Wende wurde unser ganzes Leben umgekrempelt“, sagt sie über die aufregende Phase vor dreißig Jahren. „Man war so sehr mit so vielen aktuellen Dingen beschäftigt, dass das vorherige Leben fast in den Hintergrund gerückt ist. Jetzt kommt es Schritt für Schritt wieder hoch – auch durch die Gespräche mit meinem Sohn. Wir telefonieren jede Woche, meist eine Stunde oder länger. Er ist Sozialwissenschaftler und will wissen, wie es früher bei uns war – in der Schule und so weiter.“

Im Jahr 2008 war Margrit Sendziks Arbeitsleben abrupt beendet, sie ging in Rente. „Dann saß ich erstmal ein Vierteljahr zu Hause und habe mich gefragt: Was machst du nun mit deiner Zeit?“, weiß sie noch. Die Antwort lieferte der Stadtgeschichts- und Museumsverein, der in Vorbereitung auf die BUGA Leute für die museumspädagogische Arbeit mit Kindern in der „Grünen Schule“ suchte.
Die Veranstaltungen fanden in der Schleifmühle statt, und es ging zu großen Teilen um Steine und Mühlentechnik. Das passte. „Teil meines Studiums war auch die Kris­tallographie, außerdem habe ich mich immer für Technik inter­essiert“, sagt sie. Ein bisschen Erfahrung in Didaktik brachte sie ebenfalls mit, hatte sie doch damals an der Betriebsakademie des PMS Werkstofftechnik gelehrt und war Zirkelleiterin der von ihr mitgegründeten Modegruppe Mueß.

Nach der BUGA im Jahr 2009 setzte der Verein die Arbeit mit den Kindern fort, und Margrit Sendzik blieb auch dabei.
Aber 2022, wenn der Vorstand neu gewählt wird, möchte sie „für die nächste Generation Platz machen“. Sie sagt: „Der Verein hat sich noch viel vorgenommen, zum Beispiel zu helfen beim Ausbau der europaweiten Kulturstraße Via Molina, die Unterstützung des Welt­erbe­antrages als ‘Schleifmühle – Objekt 30‘ des Schweriner Residenz-Ensembles und die Erweiterung der Angebote innerhalb der Metropolregion Hamburg.“ S. Krieg