15.03.2024

Leute

Kein Ei gleicht dem anderen

Interview "Köpfe aus Schwerin" mit Ines Höfs
Plakatmalerin und Grafikerin, Ines Höfs (64) gestaltet kunstvolle Ostereier.
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Wie sind Sie dazu gekommen, professionell Ostereier zu bemalen?
Eine Affinität zum Malen und Zeichnen habe ich seit Kindheitstagen. Mit der Ausbildung zur Plakatmalerin machte ich meine künstlerische Neigung zum Beruf. Eier bemale ich bereits seit den 80er-Jahren – damals begann ich kleine Geschenke für die Westverwandtschaft anzufertigen. Die selbstgestalteten Eier kamen ausgesprochen gut an, so erhielt ich nach und nach erste Aufträge. Heute bemale ich neben Hühnereiern auf Anfrage auch Eier von Gänsen, Tauben und Schwänen, bis hin zu großen Nandu- und Straußeneiern.

Wie gehen Sie bei der Bemalung vor und welche Tipps können Sie geben?
Ich halte das Ei stets in der Hand und lege Frischhaltefolie dazwischen, um keine Spuren auf der Oberfläche zu hinterlassen, da diese den Farbauftrag erschweren. Zunächst zeichne ich das Motiv mit Bleistift oder Tusche vor. Ein einfacher Tuschkasten reicht völlig aus. Darüber hinaus verwende ich auch Aquarellfarben und lösliche Pastellkreiden. Nach dem Skizzieren des Motivs fülle ich anschließend mit feinen Rundpinseln die Flächen und arbeite dabei die Feinheiten heraus. Zuletzt ziehe ich mit der Zeichenfeder die Konturen mit spezieller Ausziehtusche nach. Das kann mitunter sehr viel Zeit in Anspruch nehmen: Für jedes Ei benötige ich bis zu 15 Stunden Arbeitszeit, denn schließlich geht die Fantasie wandern und die kleinteiligen Motive erfordern eine hohe Konzentration. Nach der Trocknung versiegle ich das Ei mit Bootslack. Wasserlösliche Schutzlacke sollten nicht verwendet werden, da sie die aufgetragenen Farben verwischen. Außerdem rate ich von Acrylfarben ab, sie eignen sich nicht für die Bemalung von Eiern.

Welche Motive sind bei Sammlern besonders gefragt?
Die Motive sind vielfältig. Darunter fallen natürlich typische Ostermotive mit Fuchs- Has- und Hennenkaffeekränzchen, aber auch mecklenburgische Landschaftsmalereien, etwa ein Feld voller Mohnblüten bis hin zu Dünenlandschaften am Meer. Ausgesprochen beliebt sind goldakzentuierte Jugendstilmotive von Nixen und sinnlichen Frauen mit wallendem Haar oder florale Motive wie Schneeglöckchen als erste Frühlingsboten. Aber auch norddeutsche Trachten sind bei Sammlern begehrt.

Wo stellen Sie die kleinen Kunstwerke aus?
Die verzierten Eier waren bereits in zahlreichen Ausstellungen zu sehen: Etwa im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in Berlin, im Museum am Rothenbaum in Hamburg oder auch in der Region – im Schloss Mirow, Schloss Ludwigslust, im Kloster Dobbertin und in der Synagoge Krakow. In Schwerin erwies es sich bislang leider als schwierig, eine Ausstellungsfläche zu bekommen. Auf Anfrage können mich Interessierte aber gern unentgeltlich in meinem Atelier auf dem Großen Dreesch besuchen und mir beim Malen über die Schulter schauen. Anmeldungen nehme ich über jasnitz@t-online.de entgegen.

Interview: Laura Prüstel