18.09.2020

Leute

"Ich sammle Pilze und verschenke sie"

Interview mit der Pilzberaterin Elfi Hruby in der Reihe "Köpfe aus Schwerin"
Elfi Hruby, Pilzberaterin, Dreenkrögen Kontakt: 038753/889988
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Was fasziniert Sie so an Pilzen?
Vor allem die große Vielfalt – von klitzeklein bis ganz groß. Allein von den Großpilzen – das sind die, die sich jeder unter dem Begriff Pilz vorstellt –, gibt es ungefähr 10.000 Arten. Kein Mensch erkennt alle von ihnen auf Anhieb. Die müssen zur Bestimmung oft mikroskopiert und anhand ihrer Sporen identifiziert werden. Und dann gibt es auch noch Schleimpilze. Die sind so winzig, dass man sie nur mit Lupe oder Mikroskop in ihrer vollen Pracht sehen kann.

Wie ist Ihre Leidenschaft für Pilze überhaupt entstanden?
Das kam ganz spontan, als ich etwas älter wurde, beruflich nicht mehr so eingebunden war und mir einen neuen Aufgabenbereich suchte. Etwa ab 2003 habe ich begonnen, mich intensiv mit Pilzen zu beschäftigen. Bis dahin hatte ich nicht mehr Ahnung von Pilzen als Ottonormalverbraucher.

Aber jetzt wissen Sie sehr viel über Pilze. Wie haben Sie sich das Wissen angeeignet?
Ich habe mich mit viel Fleiß in die Materie gestürzt, unter anderem eine Menge Literatur gewälzt. Aber am wichtigsten ist es, die Pilze live in der Natur wahrzunehmen. Daher habe ich viele Exkursionen mit erfahrenen Pilzberaterinnen mitgemacht. Hinzu kamen die Nachwuchskurse, die das Gesundheitsamt anbietet. So ist es mir gelungen, nach nur einem Jahr fleißigen Lernens die Prüfung zur Pilzberaterin zu bestehen. Allerdings lerne ich auch immer wieder dazu und bin zum Beispiel zweimal im Jahr auf Weiterbildung. Zudem tauschen wir Pilzberaterinnen immer wieder unsere Erfahrungen und unser Wissen aus.

Pilzberatung ist schließlich eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Ja. Im ersten Jahr habe ich die Pilzberatung auch nur unter Aufsicht angeboten. Man möchte auf keinen Fall jemandem einen Pilz wieder mitgeben, der nicht essbar ist. In Einzelfällen kommt es heute noch vor, dass ich mir nicht hundertprozentig sicher bin. Dann nehme ich den Pilz mit nach Hause, schlage in der Literatur nach und rufe den Finder anschließend an.

Wie bereiten Sie Ihre Pilze am liebs­ten zu?
Das werden viele nicht verstehen, aber ich bin keine große Pilz-Esserin. Trotzdem sammle ich sehr gern Pilze und verschenke sie dann an andere, besonders an ältere Menschen, die nicht mehr mobil genug sind, um selbst Pilze sammeln zu gehen.

Mit welchen Fragen kommen die Pilzsammler am häufigsten zur Beratung?
In der Regel bringen sie einfach ihre Funde mit, die ich dann anschaue und feststelle, welche der Pilze essbar sind. Viele fragen auch nach Rezepten und Möglichkeiten, die Pilze haltbar zu machen. Obwohl ich wie gesagt selbst kaum Pilze esse, habe ich eine Menge Tipps dazu parat.

Pilzfreunde verraten ihre Sammelstellen ja eigentlich nicht. Haben Sie dennoch den einen oder anderen Geheimtipp, wo man am ehesten fündig wird?
In unserer Region findet man eigentlich überall Pilze, wo Wald ist. Am besten an den Wegen schauen, weil dort am meisten Regen hinkommt. Sehr schnell und von Weitem zu erkennen sind die Riesenschirmpilze. Wenn die wachsen, dann wachsen die anderen Pilze auch. Das ist vielleicht ein kleiner Geheimtipp. Übrigens müssen die Funde aller Sammler, die zu unserer Pilzberatung kommen, kartiert werden. Ich mache die Sammelstellen aber nicht öffentlich. Besonders seltene Arten werden nochmal extra erfasst. Dieses Jahr hatten wir sogar schon einen Pilz aus der Roten Liste 1, einen Tonfalben Klumpfuß. Interview: S. Krieg