16.08.2019

Leute

„Hier kann ich richtig anpacken“

Nicole Miotke arbeitet bei der VR-Bank und ehrenamtlich beim DRK Schwerin
„Ich glaube, wir haben alle schon fast eine Art Helfersyndrom“, sagt Nicole Miotke (29) schmunzelnd.
like-imagelike-image
share email
dislike-imagedislike-image

Vorstand einer Bank werden, mit diesem Vorsatz sei sie 2010 zum BWL-Studium angetreten, blickt Nicole Miotke zurück und lacht. Jetzt arbeitet sie immerhin als Assistentin des Vorstands bei der
VR-Bank Schwerin. „Hier bekomme ich täglich mit, wie viel Verantwortung die obere Leitungsebene bedeutet“, sagt sie. „Ich glaube, ich bin im Hintergrund doch besser aufgehoben. Hier kann ich richtig anpacken und unterstützen.“
Genau das ist auch das Motto für ihr Hobby, ihr Engagement beim DRK-Kreisverband Schwerin. Ach was, Hobby. „Das ist schon einiges mehr als das, so viel Zeit und Liebe, wie ich mittlerweile da reinstecke“, betont sie.
Zu sagen, Nicole Miotke sei schon als Sechsjährige den Rotkreuzlern verbunden gewesen, ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber bereits in diesem Alter fuhr sie zum ersten Mal in ein DRK-Ferien­lager, wo es ihr so gut gefiel, dass sie auch im folgenden Jahrzehnt immer wieder dabei war.

Seinerzeit wohnte sie noch in dem kleinen Ort Domsühl bei Parchim, wohin sie im Alter von fünf Jahren aus ihrem Geburtsort Perleberg gezogen war. Zehn Klassen Schule absolvierte sie dort, bevor es ans Fachgymnasium für Wirtschaft und Verwaltung in die Kreisstadt ging. Das dann folgende duale Wirtschaftsstudium (Fachrichtung Banking and Finance) absolvierte sie bei der VR-Bank Schwerin und an der Hochschule in Villingen-Schwenningen.
Nach den drei Jahren wurde sie direkt am Verwaltungssitz der Bank in Schwerin als Assistentin des Vorstands übernommen. Seit 2014 wohnt sie in unserer Stadt.

Dem Deutschen Roten Kreuz blieb sie stets verbunden. Irgendwann nach ihrer Ferienlagerzeit habe man sie gefragt, ob sie sich vorstellen könne, mehr beim DRK mitzumischen, vielleicht bei einem Wettkampf eine Verletzte zu spielen. Sie ließ sich nicht lange bitten und unterstützte fortan öfter die Sanitäter. „Bei den Wettkämpfen und so weiter waren immer dieselben Leute, ein echt cooler Haufen“, sagt sie. „Da wollte ich unbedingt auch mal richtig mitmachen.“
Wie genau das aussehen könnte, wusste sie zunächst noch nicht, aber beim Katastrophenschutz sollte es schon sein. Da gab es nun wieder zwei Möglichkeiten: Sanitätszug oder Betreuungszug. Sie entschied sich für das Zweite.
Regelmäßig wurden beim DRK mögliche Szenarien besprochen, es wurde trainiert und simuliert. So waren Nicole Miotke und ihre Kameraden bestens vorbereitet, als sie Anfang Juli zu einem großen Katastropheneinsatz ausrückten, zum Waldbrand bei Lübtheen. Für die 29-Jährige war es der erste Ernstfall, zu dem sie gerufen wurde.

„Wir haben die Essensausgabe übernommen. Eine Woche lang sind wir von morgens bis abends dort gewesen und haben die Einsatzkräfte versorgt: Feuerwehr, Polizei, THW, Bundeswehr“, berichtet sie. Gekocht haben sie die Mahlzeiten zusammen mit Soldaten in mehreren Feldküchen, unter anderem Soljanka, Geschnetzeltes mit Reis und Köttbullar. Sie verteilten zudem Joghurt, Süßigkeiten, Obst, Getränke und sogar Duschbad und Klopapier.
„Es war schön, wie alles sehr gut funktioniert hat, was wir bisher nur bei den Dienst-Abenden geübt hatten“, sagt sie. „Allerdings war ich nach den fünf Tagen auch ganz schön fertig und brauchte bestimmt eine Woche, um mich davon wieder zu erholen.“ Die körperliche Anstrengung sei eben doch etwas ganz anderes als die geistige Arbeit im Büro, wo sie sich zum Beispiel um das Controlling für diverse Projekte kümmert, strategische Vorhaben begleitet und Sitzungen organisiert.

Als Mitarbeiterin beim Betreuungsdienst innerhalb des DRK-Katastrophenschutzes hilft sie, Zelte und Feldbetten aufzubauen, Notunterkünfte zu betreiben, und ist als Ansprechpartnerin für Einsatzkräfte, aber zum Beispiel auch betroffene Einwohner da. Darauf sollte man auch mental eingestellt sein. Schmunzelnd sagt sie: „Ich glaube, wir haben beim DRK alle schon fast eine Art Helfersyndrom. Wir müssen auch lernen, mal nein zu sagen und die Balance zu halten.“
Von Vorteil sei es auf jeden Fall, wenn der Partner Verständnis für diese ehrenamtliche Arbeit aufbringe. „Bei uns ist das kein Problem“, sagt sie, „denn mein Freund arbeitet beim THW; der weiß genau, was da alles dranhängt.“

Derzeit qualifiziert sie sich beim DRK so weit, dass sie künftig die Betreuungsdienstausbildung mit übernehmen kann. Außerdem ist sie seit einem Jahr Gruppenführerin beim Betreuungszug. Das genüge ihr erstmal an Leitungstätigkeit beim DRK. Nicole Miotke arbeitet eben auch hier lieber fleißig in der zweiten Reihe. S. Krieg