Leute
„Die tatsächlich etwas anpacken“
„Ich habe in meinem Leben schon viele Sachen angefangen“, sagt Andreas Lußky und schmunzelt. Aber das sei schon okay, denn inzwischen passe ja alles, so wie er es sich vorstelle. Der 37-Jährige arbeitet beim NDR für Fernsehen und vor allem Rundfunk, betreibt einen Podcast, fliegt Flugzeuge, stellt in der Kneipe Fragen. Und vor Kurzem hat er geheiratet.
Geboren wurde Andreas Lußky in Leipzig, zählt aber trotzdem als Norddeutscher, denn aufgewachsen und zur Schule gegangen ist er in Sagard auf der Insel Rügen.
Nach dem Grundwehrdienst studierte er Jura – aber nicht lange. „Ich habe in dieser Zeit ein Praktikum bei der Polizei gemacht. Schnell war mir klar: Das ist es. Die Polizeiarbeit lag mir viel mehr als Rechtswissenschaften. Ich habe mich also für eine Polizeiausbildung beworben – und parallel als Offiziersanwärter bei der Bundeswehr, das fand ich auch gut“, blickt er zurück.
Bei der Polizei wurde es nichts, aber die Bundeswehr nahm ihn. Nach ungefähr einem Jahr stellte er fest, dass das Militär auf die Dauer jedoch auch nicht richtig zu ihm passt. Aber Lehramt, Deutsch und Englisch, das wird wohl das Richtige sein, dachte er sich. Er schrieb sich an der Universität Rostock für das Studium ein, startete voller Elan seine neue akademische Ausbildung, das Ziel Lehrer fest im Blick – und wechselte nach wenigen Semestern doch lieber das Fach.
Germanistik sollte es nun sein. Das zog er tatsächlich durch. An den Bachelor hängte er 2012 direkt den Master dran. Sowohl in der Bachelor- als auch in der Masterarbeit befasste er sich mit mehr oder weniger journalistischen Themen; er hatte auch schon für ein Studentenmagazin geschrieben und Praktika bei Nachrichtenportalen absolviert.
Der nächste, logische Schritt: ein Volontariat. Das absolvierte er ab 2013 beim Schweriner Lokalfernsehen als Redakteur, stand jedoch ab und zu auch vor der Kamera. Seit Ende 2016 ist er als freier Mitarbeiter für das NDR-Landesfunkhaus in Schwerin und Westmecklenburg unterwegs.
Anfang dieses Jahres wendete sich Claus Oellerking, der vielfach engagierte Schweriner Coach und Berater, an Andreas Lußky, weil er Hilfe brauchte, sein Uganda-Hilfsprojekt bekannter zu machen. Auf diesem Weg entwickelten die beiden einen gemeinsamen Podcast, der erst einen etwas sperrigen Namen hatte und jetzt „Man müsste mal“ heißt.
„Wir stellen darin Menschen vor, die tatsächlich etwas anpacken, anstatt wie so viele andere beim ‘Man müsste mal …‘ stehen zu bleiben“, erläutert Lußky. „Das können genauso gut Leute sein, die Projekte auf die Beine stellen, um anderen zu helfen, wie Künstler oder auch Unternehmer, die eine Idee haben, die wir cool finden.“ Themen waren unter anderem schon der Kulturgarten, der Hilfeverein „Cuba Sí“, ein Jazz-Ensemble und gleich zum Start Oellerkings Uganda-Projekt. „Podcasts gibt es natürlich schon sehr viele. Aber ich denke, unser Angebot ist lokal und in der Region etwas Besonderes. Man weiß ja oft gar nicht, was so los ist vor der eigenen Haustür. Wir wollen das ändern“, fasst der Wahl-Schweriner zusammen.
Etwas lernen können von ihm auch die Teilnehmer am „Schlechtesten Kneipenquiz Schwerins“, das gleichzeitig das beste, weil einzige seiner Art in unserer Stadt ist. Jedoch steht hier der Humor im Mittelpunkt. Lußky sagt, er habe mal in Rostock an einem Kneipenquiz teilgenommen und später sei in einer Facebookgruppe erneut das Thema Kneipenquiz aufgekommen. Da habe er sich gedacht, man müsste mal … Und tatsächlich rief er 2017 zusammen mit seinem guten Freund Danilo Vith das Schweriner Kneipenquiz ins Leben. Schon gut dreißig Mal fand die spaßige Rate-Runde statt.
Die Fragen drehen sich zum Beispiel um Regionalthemen und um Populärkultur. Irgendwie hat er das Quiz ständig im Hinterkopf. „Immer, wenn ich was Interessantes aufschnappe, überlege ich gleich, wie eine passende Frage dazu lauten kann“, sagt er.
Vielleicht eine solche: „Was ist das Schöne am Segelfliegen? A – die Höhe; B – die Ruhe; C – das Abheben; D – das Landen?“ Für Lußky ist es das Gefühl von Freiheit beim stillen Schweben zwischen Wolken und Wiesen. „Ich bin eine Zeit lang Drachenboot gefahren. Aber das Segelfliegen hat mich schon immer fasziniert. Mit 34 Jahren habe ich mir gedacht, wenn ich jetzt nicht damit anfange, dann wohl nie“, sagt er. Und er hat es angepackt. S. Krieg