Leute
Der Zauber von Venedig im Schaufenster
Wie sind Sie zum Nähen und zur Mode gekommen?
Ich war schon als kleines Mädchen ganz verrückt danach. Wenn ich ein paar Flicken Stoff hatte, war ich nicht zu bremsen. Schon mit vier Jahren habe ich angefangen zu modellieren. Damals habe ich mir auf Baustellen Kitt aus Fensterrahmen gepult, um etwas zum Kneten zu haben. Später habe ich dann den Beruf der Maßschneiderin gelernt und nach meinem Design-Studium als Entwurfs-Direktrice gearbeitet.
Wie kam es zur Idee der „venezianischen Schaufenster“, und woher kommen die Kleider und Masken? Wie wollen Sie selbst an den Venezianischen Tagen teilnehmen?
Als Reimond Weding von der Veranstaltung erzählte, sagte ich, da bin ich ja richtig, das ist mein Metier! Ich habe ganz viel Stoff genommen und die ganze Nacht genäht. Drei Kleider sind so entstanden. Auch die venezianischen Masken faszinieren mich, hier kann ich bei der Gestaltung meiner Phantasie freien Lauf lassen. Kleider und Masken sind in unseren Schaufenstern zu sehen, die wir bis zum Ende der Venezianischen Tage abends auch beleuchten. Außerdem wollen wir während der Veranstaltung einen speziellen venezianischen Kaffee servieren, als Gedeck mit kleinen Häppchen. Wir sind ja ein Mode-Café: Das heißt, bei uns gibt es Kleidung, Deko sowie Kaffee und Kuchen. Oder Torte, das Kreieren von Torten ist auch eine große Leidenschaft. Ich liebe es einfach, alles schön zu machen.
Wie sieht das perfekte Kleid aus?
Was für den einen passt, passt für den anderen nicht und umgekehrt. Mode ist immer Ausdruck von Individualität. Wenn ich Frauen zu kompletten Outfits berate, unterhalte ich mich mit ihnen, spüre die Persönlichkeit. Manchmal erschrecken die Menschen, wenn sie in neuen Kleidern vor dem Spiegel stehen und sagen: Bin das wirklich ich? Mode hat immer mit Mut zu zun, aber Mut ist der Weg vom Traum zur Wirklichkeit. Warum zum Beispiel nicht mal einen Hut versuchen? Der gehört zu einem kompletten Outfit dazu. Oft höre ich den Satz: Ich habe kein Hutgesicht, aber das stimmt nicht. Es gibt für jede Frau den passenden Hut. Übrigens tragen hier in Schwerin ganz viele Menschen Hüte, das gefällt mir richtig gut.
Wie haben Sie die erste Saison mit dem Mode-Café erlebt? Was wünschen Sie sich als Unternehmerin für die Altstadt?
Wir haben im November vergangenen Jahres aufgemacht, und mein Mann und ich sind mit der ersten Saison zufrieden. Schwerin gefällt uns als Stadt richtig gut. Der Name unseres Geschäfts „Kö 71“ hat übrigens nichts mit Düsseldorf zu tun, die Puschkinstraße hieß früher einmal Königstraße und daher hatte mein Mann die Idee. Als Geschäftsfrau wünsche ich mir, dass das Sonntagsöffnungsverbot gekippt wird. Warum darf ich sonntags Kaffee und Kuchen verkaufen, aber keine Maske und kein Kleid? Die Touristen fahren dann zur Ostsee, wo sie dank der Bäderregelung einkaufen dürfen. Das hier ist ein inhabergeführtes Geschäft. Ich muss als Unternehmerin das Risiko tragen, darf aber an einem für mich günstigen Wochentag nur eingeschränkt öffnen.