20.06.2025

Leo

Bankberater

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Manchmal brauche auch ich ein Päuschen. Dann würde ich gern alle viere von mir strecken und ordentlich durchschnaufen. „Wieso, Alter, du liegst doch den ganzen Tag in der Sonne“, bekam ich daraufhin von einem Freund zu hören, „unserereins kann sich nicht mal hinsetzen!“ Und er erzählte mir von seinem Eindruck eines eklatanten Sitzbank-Mangels in der Stadt. 

Leo sagt...

Der würde ihm besonders in Gesellschaft seiner Mutter auffallen, die nicht mehr so gut zu Fuß sei. Auf dem Markt gäbe es zum Beispiel keine Sitzmöglichkeit, die nicht an die Bestellung einer Tasse Kaffee geknüpft sei. „Wo sind die Bänke?“, fragte mein Freund, der schon einiges von der Welt gesehen hat und sich im Bankwesen ganz gut auskennt. Als ich daraufhin die Sitzbänke auf dem Platz zählte, kam ich auf drei. Drei mehr als keine, aber dennoch deutlich weniger als auf anderen Marktplätzen. Vielleicht, dachte ich, wollen die meisten Leute ja gar nicht sitzen, sondern lieber federnden Schrittes Sehenswürdigkeiten erkunden und die örtlichen Bankmanager wissen das. Dann jedoch entdeckte ich einige Gestalten, die erschöpft auf Bordsteinen hockten, so dass diese Erklärung ausfiel. Zum Glück gibt es noch zwei Steinbänke, die von Löwen bewacht werden. Vom Stadtführer erfuhr ich dann, dass diese barocken Überbleibsel in der Vergangenheit auch schon mal als quer im Weg stehend verkürzt wurden. Seitdem hat pro Bank noch genau eine Person Platz. Und wieder einmal mache ich mir angesichts der Vergangenheit Sorgen um die Zukunft. 

Euer Museumslöwe
(notiert von Katja Haescher)