Schwerin Live Logo
15.06.2011

Doc aktuell PR-Anzeige

Wenn stühle wackeln

Das Zappelphilippsyndrom nimmt bei Kindern in MV weiter zu
like-imagelike-image
share email
dislike-imagedislike-image

Stillsitzen klappt nicht, die Konzentrationsfähigkeit leidet. AD(H)S oder auch das Zappelphilippsyndrom nimmt in Mecklenburg-Vorpommern weiter zu. Die TK hat festgestellt, dass immer mehr Kinder im Bundesland Medikamente gegen diese Krankheit einnehmen.

Im Jahr 2009 haben 16 von 1.000 versicherten Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren Ritalin verordnet bekommen. Im Jahr 2006 waren es noch neun von 1.000. Damit hat sich die Anzahl der jungen Patienten fast verdoppelt.

Doch nicht jedes lebhafte oder auffällige Kind hat das Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts-) Syndrom (AD(H)S) und benötigt Tabletten. „Man muss mit der Diagnose und der Behandlung mit diesen Medikamenten sehr vorsichtig sein“, sagt Dr. Volker Möws, Leiter der Landesvertretung einer großen Krankenkasse in MV. „Ein speziell ausgebildeter Arzt sollte mit Eltern, Lehrern und anderen Betreuungspersonen klären, ob die Symptome der kleinen Patienten nicht doch andere Ursachen haben. Nur mit einer ausführlichen Diagnostik kann man eine geeignete Therapie finden.“ Die Langzeitfolgen von Ritalin und Co. sind noch nicht erforscht und die Nebenwirkungen sehr umstritten. So können bei falscher Dosierung Angstzustände oder Appetitlosigkeit ausgelöst werden. Darauf hat auch die gemeinsame Selbstverwaltung aus Ärzten und Krankenkassen reagiert. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seinen Arzneimittelrichtlinien festgelegt, dass Ärzte Medikamente wie Ritalin nur noch nach sehr strengen Maßstäben verschreiben dürfen. Die Diagnose AD(H)S muss noch umfassender als bisher gestellt werden und darf nur noch von Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen erfolgen.