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Ein Bakterium, das uns auf den Magen schlägt
Ein Bakterium, das uns auf den Magen schlägt
die Hälfte der Menscheit hat es in sich – Helicobacter pylori
Die Magenschleimhaut des Menschen ist durch zahlreiche Schutzmechanismen (z.B. Magensäure- und Magenschleimbildung) gegen das Eindringen von Bakterien geschützt. Helicobacter pylori jedoch ist ein Überlebenskünstler, der es geschafft hat sich an diese Gegebenheiten anzupassen. Die Bakterien überleben die Magensäure, können durch den zähen Magenschleim wandern , sich darunter an die Magenwand anheften und sind in der Lage, sich der Immunantwort des Körpers zu entziehen. Nach der Infektion verbleibt der Erreger ohne Behandlung lebenslang im Magen, eine Selbstheilung wird praktisch ausgeschlossen. Infektionen mit Helicobacter pylori sind die zweithäufigste bakterielle Infektionskrankheit des Menschen. Man nimmt an, dass ca. die Hälfte der Weltbevölkerung mit diesen Bakterien infiziert ist, in Deutschland ist jeder 4. Erwachsene davon betroffen. Die Übertragung von Helicobacter pylori erfolgt von Mensch zu Mensch. Der enge Kontakt von Kindern und mit Helicobacter pylori infizierten Familienangehörigen stellt den wichtigsten Übertragungsweg dar. Bei den meisten Menschen verläuft diese Besiedelung völlig unbemerkt, andere berichten über unspezifische Beschwerden wie Oberbauchschmerzen, gelegentlich Übelkeit, Erbrechen und Sodbrennen. In 10 bis 15 Prozent aller Fälle entstehen jedoch chronische Magenschleimhautentzündungen, die zu gefährlichen Geschwüren des Magens und Zwölffingerdarms führen können. Durch diese ständige Schädigung der Magenschleimhaut ist Helicobacter pylori auch an der Entstehung von bösartigen Erkrankungen (z.B. Magenkrebs, MALT-Lymphom) verantwortlich. Helicobacter pylori wurde deshalb von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als erstes karzinogenes (krebsverursachendes) Bakterium deklariert. Helicobacter pylori wird auch gelegentlich mit dem Auftreten von Hautjucken (Pruritus generalis), wenn sich keine andere offensichtliche Ursache findet, in Verbindung gebracht. Auch die Rolle als Auslöser von Schüben bei Neurodermitis und Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris) wird diskutiert, ist aber bisher nicht bewiesen. Der gesicherte Nachweis einer Infektion wird bei der Magenspiegelung (Gastroskopie) durch eine Gewebeprobe aus der Magenschleimhaut geführt. Die Anzucht der Bakterien aus einer Gewebeprobe wird wegen des größeren Aufwandes nicht routinemäßig durchgeführt, ist aber dann notwendig, wenn ein Therapieversagen oder ein Wiederauftreten der Beschwerden eine Resistenztestung der Bakterien erforderlich machen. Eine einfachere und für den Patienten nicht so belastende Labor-Untersuchungsmethode stellt der Nachweis von Bakterienbestandteilen (Antigenen) im Stuhl dar. Ebenfalls hat sich der Helicobacter-Atemtest (13C-Harnstoff-Atemtest) als nichtinvasive Methode etabliert, jedoch ist diese Untersuchung nicht in jeder Arztpraxis verfügbar. Der Antigennachweis und der Atemtest sind dem ebenfalls möglichen Nachweis von Antikörpern im Blut deutlich überlegen. Die Infektion mit Helicobacter pylori erweist sich als sehr hartnäckig und schwierig zu behandeln. Eine sogenannte Eradikationstherapie besteht meist aus einer Kombination von einem säurehemmenden Medikament und zwei Antibiotika. Die Häufigkeit der Helicobacter pylori-Eradikationsbehandlungen hat inzwischen noch zugenommen, seit bekannt ist, dass die Bakterien die Entstehung von Magenkrebs begünstigen. Die Resistenz gegen eine zunehmende Zahl von Antibiotika erschwert zusätzlich die Behandlung. Sowohl für die Entdeckung als auch für die Aufklärung über die Bedeutung von Helicobacter pylori bei der Entstehung von Magengeschwüren und Magenkrebs wurden die beiden australischen Wissenschaftler R. Warren und B. Marshall im Jahr 2005 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.
Dr. med. Andrea Starke,
labor-mvz westmecklenburg
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