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"Wir werden oft unterschätzt"
Du bist Koordinator für den Girls‘Day in Mecklenburg-Vorpommern. Wie lange machst du das schon, und wie bist dazu gekommen?
Seit 2003 ist das meine Aufgabe. Zuvor war ich Vorsitzender des Vereins Demokratie und Toleranz. Ingo Schlüter, stellvertretender Vorsitzender des DGB Nord, fragte mich, was ich vom Projekt Girls‘Day halte und ob ich mich für die Projektgruppe bewerben möchte. Das habe ich gemacht, wurde genommen und habe die Gruppe mit aufgebaut. Darin involviert waren neben dem DGB und den Unternehmensverbänden unter anderem auch viele Vereine, Institutionen, Städte, Gemeinden und die Gleichstellungsbeauftragte.
Inzwischen organisiere ich den Girls‘Day zusammen mit meiner Kollegin Christiana Lemke über das Projekt BOGEN, das steht für „Berufsorientierung – Genderreflektiert Nachhaltig“.
Der Girls‘Day findet dieses Jahr zum bereits 17. Mal statt. Gab es nach den 16 bisherigen Mädchen-Zukunftstagen schon messbare Erfolge?
In Mecklenburg-Vorpommern sind wir ja erst seit 2003 dabei, aber wir können schon sagen, dass wir in unserem Land bereits Erfolge zu verzeichnen haben, mehr Mädchen in männertypische Berufe zu bringen. Der Girls‘Day selbst ist dabei aber lediglich ein Baustein von vielen; er findet schließlich nur an einem Tag im Jahr statt. Vor allem ist auch die fleißige Arbeit von unter anderem Kammern, Verbänden und der Arbeitsagentur zu loben. Berufsorientierung fängt ja sehr früh an, teils sogar schon in der Vorschule, und ist ein Komplex für sich. Der Girls‘Day bildet darin ein niederschwelliges Angebot für Mädchen ab der fünften Klasse.
Warum ist es aus deiner Sicht überhaupt so wichtig, dass Mädchen in männertypische Berufe reinschnuppern?
Die Frage ist ganz leicht zu beantworten: Es wäre doch langweilig, wenn Mädchen bloß in die üblichen „Mädchenschubladen“ gesteckt würden, obwohl sie viel mehr drauf haben, zum Beispiel Ingenieurin werden könnten. Bei unseren Besuchen in den Schulen stellen wir immer wieder fest, was für ein Potenzial in vielen Mädchen schlummert.
Ganz andere Frage: Was gefällt dir an deiner Heimatstadt Schwerin und was nicht?
Ich finde, Schwerin hat so einen besonderen Atem-Rhythmus zwischen verträumter
Beamtenstadt und lockerer Weltoffenheit. Wir Schweriner werden oft unterschätzt, dabei sind wir in vielen Dingen weiter als andere. Noch heute wirkt für mich zum Beispiel die mit Bravour absolvierte BUGA nach – da hat man gesehen, was Schwerin drauf hat. Nicht so schön finde ich, dass es offenbar nicht gelingt, die jungen Leute hier zu halten.
Was machst du eigentlich in deiner Freizeit, hast du Hobbys?
Ich komme inzwischen leider kaum noch dazu, aber seit fast 30 Jahren gehe ich zur Jagd, mache viel für den Naturschutz, und mein Garten verlangt mir reichlich Arbeit ab, gerade jetzt im Frühling. Und dann möchte ich ja auch noch für meine vier Kinder, meine drei Enkelinnen und nicht zuletzt für meine liebe Frau da sein.
Interview: S. Krieg