Stadt
„Schritt für Schritt aus der Pandemie kommen“
„Ja“, sagt Jochen Kühne, „ich habe mich auch impfen lassen.“ Er ist Einrichtungsleiter des Seniorenquartiers Schwerin in Neumühle. Hier starteten am 27. Dezember 2020 in der Landeshauptstadt die Impfungen gegen den Coronavirus. Fünfzig der sechzig Bewohner des Seniorenquartiers haben sich den Piks setzen lassen, zudem etwa die Hälfte des Personals.
Etwa drei Wochen später folgte die zweite Spritze, denn erst nach dem doppelten Verabreichen des Wirkstoffs vom Hersteller BioNTech/Pfizer ist die Immunisierung tatsächlich hergestellt. Zumindest in ungefähr 95 Prozent aller Fälle; diese Quote gibt der Impfstoffentwickler selbst an. Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier ist optimistisch, dass bis Ende Januar in allen 20 stationäre Heimen der Stadt Schwerin die Impfungen abgeschlossen sind.
Aus fünf mach sechs
Zunächst gab es für das ganze Land Mecklenburg-Vorpommern bis Ende vergangenen Jahres insgesamt 30.000 Impfdosen. Seit Januar wurden zunächst wöchentlich rund 15.000 Dosen geliefert. Da aus einem Fläschchen aber inzwischen sechs statt fünf Einheiten gewonnen werden, sind es nun wöchentlich um die 18.000 Dosen, was im ganzen Jahr ungefähr 900.000 Einheiten entspricht. In Mecklenburg-Vorpommern leben zirka 1,6 Millionen Menschen, von denen sich laut Umfragen schätzungsweise um die 800.000 impfen lassen wollen.
Mittlerweile hat zudem der Impfstoff des US-Unternehmens Moderna eine Zulassung bekommen, als Nächstes könnten schon bald das britische Vakzin des Herstellers AstraZeneca und weitere folgen.
Für die Senioren, die keine Impfbedenken haben, wird die bislang angepeilte Vakzin-Versorgung auch schon reichen. Dann wäre die größte Risikogruppe nach dem aktuellen Stand der Forschung erstmal sicher, wenigstens zu 95 Prozent. Das war ja eine während der Pandemie früh und immer wieder geäußerte Forderung: Schützt die Risikogruppen!
Etwa 600 Impfungen am Tag
Zum Impfstart in Schwerin sagte MV-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig: „Der Impfstoff ist Licht am Ende des Tunnels. Er ist unsere größte Chance, Schritt für Schritt aus der Pandemie zu kommen. (…) Es ist richtig, mit den Alten- und Pflegeheimen zu beginnen. Wir haben leider die größte Zahl der Infektionen bei den über 80-Jährigen, bei denen Erkrankungen zudem oft besonders schwer verlaufen. Deshalb impfen wir zunächst die Älteren und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen.“
Die Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen erfolgen durch mobile Impfteams, die regelmäßig getestet werden. In Schwerin sind fünf dieser Teams unterwegs. Über 80-Jährige, die in ihrer eigenen Wohnung leben, werden jetzt nach und nach angeschrieben und erhalten daraufhin per telefonischer Absprache einen Termin im Impfzentrum in der Kongresshalle – wenn sie sich denn impfen lassen möchten.
Am 12. Januar begannen dort die stationären Impfungen. Täglich bis zu 90 Personen können sich derzeit im Impfzentrum die Spritze setzen lassen. Ausgelegt ist es sogar für erheblich mehr: Im Normalbetrieb könnten etwa 600 Menschen pro Tag eine Impfung erhalten, im Dauerbetrieb noch einige mehr, teilt die Stadt mit.
"Tempo schnell hochfahren"
Dr. Stephan Jakobi, Impfmanager der Stadt Schwerin, appelliert an alle, die informiert wurden, Impftermine zu vereinbaren und weder zu früh noch zu spät zum Termin zu erscheinen. Wer noch nicht angeschrieben wurde, müsse sich aber etwas gedulden und nicht die Terminhotline blockieren. Er versichert: „Bei größerer Verfügbarkeit des Impfstoffs können wir das Tempo in unserem Impfzentrum schnell hochfahren. Wir sind da sehr flexibel aufgestellt.“
Trotzdem wird es einige Zeit dauern, bis alle über 80-Jährigen in der Landeshauptstadt zweimal geimpft sind. Oberbürgermeister Rico Badenschier sagt: „Wir zählen in dieser Altersgruppe immerhin 8.500 Schwerinerinnen und Schweriner, von denen noch über 5.000 auf ihre Impfung warten“.
Harry Glawe, Gesundheitsminister unseres Landes, hofft, dass sich generell möglichst viele Menschen für eine Anti-Corona-Impfung entscheiden, und schätzt auch die Unterstützung von vielen Seiten, das Ziel umzusetzen: „Dank des großen Engagements in den Landkreisen und kreisfreien Städten, bei den Hilfsorganisationen, der Bundeswehr und vieler Freiwilliger wollen wir so schnell wie möglich eine hohe Immunität erzielen.“
Es gibt jedoch eine Menge an Menschen, die einer Anti-Corona-Impfung skeptisch gegenüberstehen. Häufigstes Argument: Alle bislang vorliegenden Impfstoffe seien so schnell entwickelt worden, dass negative Spätfolgen nicht oder viel zu wenig erforscht seien.
Beschwerden nur kurzzeitig
Andere fürchten die unmittelbaren Nebenwirkungen. Und die können in der Tat auftreten. Das Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt dazu: „Typische Beschwerden nach einer Impfung sind Rötung, Schwellungen und Schmerzen an der Impfstelle, auch Allgemeinreaktionen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Unwohlsein sind möglich. Diese Reaktionen sind Ausdruck der erwünschten Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Impfstoff und klingen in der Regel nach wenigen Tagen komplett ab.“
Dabei handelt es sich um generelle unerwünschte Wirkungen, die zum Beispiel auch nach der Grippeschutzimpfung vorkommen können.
Jochen Kühne, Leiter des Seniorenquartiers in Schwerin-Neumühle, sagt, er habe alles problemlos überstanden, und auch den Bewohnern gehe es gut.