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Reibung und Unterhaltung bieten
Sehr geehrter Herr Tietje, vor einem Monat hat die Spielzeit des Mecklenburgischen Staatstheaters wieder begonnen. Welche Produktionen liegen Ihnen in dieser Saison besonders am Herzen?
Mir liegen alle Produktionen sehr am Herzen. Man hat seine Kinder alle gleich lieb, auch wenn sie verschieden sind. Unseren Besucherinnen und Besuchern empfehle ich meist die Produktionen besonders, die nicht sofort jedem etwas sagen, bei denen es aber viel zu entdecken gibt. So etwa unsere Schauspiel-Spielzeiteröffnung „Vor dem Fest“ nach dem preisgekrönten Roman von Saša Stanišic oder die sehr selten gespielte, ausgesprochen lustige und unterhaltsame Oper „Neues vom Tage“ von Paul Hindemith.
Die vergangene Spielzeit, Ihre erste in Schwerin, trug bereits Ihre „Handschrift“. Wie wollen Sie Ihr Konzept und die Personalstruktur am Staatstheater weiterentwickeln, und welche Freiräume haben Sie dabei?
Die Freiräume sind sehr gering. Bis 2020 haben wir Konsolidierungsauflagen zu erfüllen. Das heißt, Personal und Kosten reduzieren. Dabei sollen wir gleichzeitig die Einnahmen steigern oder zumindest stabil halten. Das allein ist schon eine große Herausforderung in einem so komplexen Unternehmen eines Fünf-Sparten-Theaters. Künstlerisch wollen wir trotzdem viel erreichen: Wir wollen aktuelle Themen erspüren und auf dem Theater beleuchten, Klassiker der Theaterliteratur neu hinterfragen, Reibung und Unterhaltung bieten. Und gleichzeitig wollen wir wirtschaftlich erfolgreich sein, viele Menschen ansprechen und erfolgreiche Formate wie zum Beispiel die Schlossfestspiele weiterentwickeln. Dazu gehört auch, dass man manchmal liebgewonnene Gewohnheiten aufgeben muss. Wir wollen das immer im Sinn unseres Publikums, der Stadt und das Landes machen.
Wie viel Kultur gönnen Sie sich unabhängig vom Theater? Besuchen Sie Lesungen, Rockkonzerte, Galerien? Schauen Sie ab und zu mal bei Ihren Nachbarn im Staatlichen Museum vorbei?
Ich habe leider viel zu wenig Zeit für die vielen anderen Angebote. Im Urlaub war ich bei den Festspielen MV, im Museum, ab und zu mit den Kindern auch mal bei einem Popkonzert. Das Staatliche Museum habe ich mehrmals besucht, und ich mag es sehr. Auch meinen Gästen empfehle ich immer einen Besuch dort.
Seit gut einem Jahr wohnen Sie mit Ihrer Familie in Schwerin. Was gefällt Ihnen an unserer Stadt besonders, und was müsste aus Ihrer Sicht noch verbessert werden?
Wir finden Stadt und Umland wunderschön, und die Nähe zu Seen und Ostsee ist herrlich. Die bürgerlichen Strukturen der Stadt mit dem großen Interesse an Bildung und Kultur ist beeindruckend. Wir genießen die kurzen Wege und die tollen Angebote vor allem in der Innenstadt. Die Stadt hat viel Potential sich zu vermarkten. Schwerin ist wirklich eine Reise wert – auch mal für mehrere Tage.
Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Da gab es viele, aber ich kann mich nicht mehr an alle erinnern. Später wollte ich gerne Sänger werden. Ging aber leider gar nicht, da fehlt absolut die Begabung. Interview: S. Krieg