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Man muss nur seine Nischen finden
Herr Dikow, wie viel Arbeit haben Sie als Uhrmacher eigentlich noch in diesen Tagen, wo viele Menschen die Uhrzeit doch nur auf dem Handy ablesen?
Unendlich viel. Es gibt trotz Handy viele junge Leute, die klassische Technik wertschätzen und sich für Armband-, aber auch für Taschenuhren interessieren. Die Uhrenindustrie hat den Trend erkannt und stellt seit etwa 10 bis 15 Jahren wieder deutlich zunehmend hochwertige mechanische Uhren her. Zudem sind viele ältere Leute am Erhalt ihrer alten Schätze interessiert, die sie hegen und pflegen. Entsprechend groß ist der Reparaturaufwand. Und dann haben sich auch noch viele Sammler um mich gescharrt.
Sie kümmern sich auf besondere Art auch um ganz große Uhren, haben die Aktion „Kirchturmuhren in Not“ ins Leben gerufen. Was haben Sie da schon geschafft, und wie geht es weiter?
Entstanden ist die Geschichte ja bereits vor sechs Jahren. Wir haben seitdem jedes Jahr ein Benefizkonzert organisiert. Inzwischen konnten tatsächlich einige der Kirchturmuhren repariert werden. Die wichtigste Grundlage für den Erhalt der Uhren haben wir geschaffen, als wir die Erfassung aller Kirchturmuhren in Mecklenburg abgeschlossen haben; das war im Januar dieses Jahres. Möglich wurde dies übrigens erst durch die Hilfe der Stiftung Kirchliches Bauen Mecklenburg, die uns finanziell unterstützt hat. Jetzt ist das Projekt „Kirchturmuhren in Not“ in die Satzung des 1. Mecklenburger Uhrenclubs übergegangen. Gemeinsam organisieren wir gerade die nächste Benefizaktion: das Münzstraßenfest am 23. September. Ebenfalls im September starten wir mit der Wanderausstellung „Kirchturmuhren in Not“, um das Thema bekannter zu machen.
Man merkt schon, Uhren sind Ihre große Leidenschaft, Sie gehören auch zu den Gründern des erwähnten Uhrenclubs. Haben Sie nebenher noch andere Hobbys?
Ja, habe ich: Ich spiele jeden Dienstag Tischtennis. Und ich entdecke gern interessante Ecken der Welt.
Was wäre Ihr Traumberuf, wenn Sie nicht Uhrmacher geworden wären?
Mein Traumberuf als Kind und Jugendlicher war immer Rundfunk- und Fernsehmechaniker. Ich habe jedoch damals keine entsprechende Lehrstelle gefunden. Eine Ausbildung als Elektriker hatte man mir alternativ angeboten, aber das war nichts für mich. Dann ergab sich plötzlich die Chance, Uhrmacher zu lernen. Das hat mir gefallen, weil es ja wieder etwas Feinmechanisches war.
Sie engagieren sich auch für die Belebung der Münzstraße, helfen also mit, Schwerin attraktiver zu machen. Was gefällt Ihnen generell an unserer Stadt und was nicht?
Was mir sehr gefällt, ist die Entwicklung, die Schwerin in den letzten Jahrzehnten genommen hat, die sanierten Häuser, die Öffnung zum Wasser. Auch im Zuge der BUGA ist vieles schöner geworden. Man hat hier so viele Betätigungsfelder, dass man im Sommer eigentlich nicht wegzufahren bräuchte. Auch was das Kulturelle betrifft. Man muss sich nur umschauen und seine Nischen finden. Was mir nicht gefällt, ist das eine oder andere Schlagloch, aber die gibt‘s ja anderswo auch. Interview: S. Krieg