15.07.2016

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Für Großereignisse ohne Barrieren

Interview mit Katharina Rupnow in der Reihe "Köpfe aus Schwerin"
Katharina Rupnow, 27 Jahre alt, Projektleiterin „Kultur ohne Barrieren“ Foto: privat
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Sehr geehrte Frau Rupnow, Sie betreuen das Projekt „Kultur ohne Barrieren“. Um welche Art von Kultur geht es Ihnen dabei, und welche Barrieren möchten Sie abbauen?
Wir haben keine Definition von Kultur. Das Projekt, welches von Kevin Weltzien und mir umgesetzt wird, hat sich die Aufgabe gestellt, für alle Menschen Veranstaltungen jeglicher Art zugänglich zu machen – das kann von einem Jazzkonzert über eine Sportveranstaltung bis hin zu einem Volksfest alles sein. Dabei geht es nicht nur um die Rollstuhlgerechtigkeit, denn die wird auf Grundlage gesetzlicher Vorschriften zumeist ohnehin schon berücksichtigt. Daher setzen wir uns vorrangig für Menschen mit Hör- und Sehbehinderungen ein. Haben Sie sich schon mal gefragt, wie ein Blinder einem Theaterstück folgen oder wie ein Gehörloser ein Konzert wahrnehmen kann? An dieser Stelle kommen dann zum Beispiel Audiodeskription beziehungsweise Gebärdensprachdolmetscher zum Einsatz.

Wie und wann sind Sie zu diesem Projekt gekommen?
Ich wollte nach dem Studium zurück in die Heimat und bin dann ganz klassisch über eine Stellenanzeige darauf gestoßen. Seit Sommer 2015 arbeite ich für das Projekt.

Gibt es Veranstalter, die sich sowieso schon vorbildlich auf die Bedürfnisse ihrer behinderten Besucher einstellen oder bei denen Sie zumindest offene Türen einrennen?
Wir haben gefühlt mit allen Veranstaltern in M-V Kontakt aufgenommen. Viele Veranstalter sind sehr aufgeschlossen und interessiert, nur meist scheitert die Umsetzung der Barrierefreiheit am Geld. Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern und die Festspiele Wismar sind absolute Vorbilder und vor allem Vorreiter in unserem Land. So werden die Festspiele Wismar beispielsweise am 24. Juli in der St.-Georgen-Kirche die Theateraufführung „Faust“ barrierefrei gestalten. Es werden Gebärdensprach- und Schriftdolmetscher sowie Audiodeskription und eine Hörverstärkung zum Einsatz kommen.

Sie selbst sind sicher auch sehr kul­tur­in­ter­es­siert, wofür begeistern Sie sich besonders?
Privat gehe ich gern auf Konzerte. Hin und wieder darf es auch mal ein Theaterstück oder ein Musical sein.

Abgesehen von kulturellen Großereignissen, wo müsste – besonders in Schwerin – noch mehr für Menschen mit Behinderungen getan werden?
Tatsächlich fehlt es noch an einigen Stellen, so zum Beispiel in den öffentlichen Einrichtungen. Da geht es bei der fehlenden Sensibilisierung der Mitarbeiter los und reicht bis zu Fahrstühlen ohne akustische Ansagen und unzureichenden Orientierungshilfen. Das Kompetenzzentrum für Menschen mit Hör- und Sehbehinderungen (Träger: Opens external link in new windowHaus der Begegnung Schwerin), an das unser Projekt angegliedert ist, setzt sich seit vielen Jahren für die Barrierefreiheit in Schwerin ein. Auch die Stadt Schwerin arbeitet derzeit an einem Maßnahmeplan, an dem wir mitwirken.

Was tun Sie eigentlich in Ihrer Freizeit, haben Sie Hobbys?
Ich reise gern und bin sehr unternehmenslustig. Außerdem betätige ich mich gern an der frischen Luft – ob nun Beachen, Radfahren oder einfach mal ein Spaziergang.

Interview: S. Krieg