13.09.2023

Stadt

Für die Freiheit der Kunst

Magdalena Schulz-Ohm, Direktorin der Ernst-Barlach-Stiftung, Pirko Kristin Zinnow, Direktorin der SSGK, und Oberbürgermeister Rico Badenschier befreien die Plastik von ihren Hüllen.
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Der „Große Schreitende Mann“ ist auf den Waldfriedhof zurückgekehrt

Die Bronzeplastik des „Großen Schreitenden Mannes“ von Wieland Förster ist auf den Waldfriedhof zurückgekehrt. „Manchmal dauert es lange, bis die Dinge wieder an ihrem Platz stehen“, sagte die Direktorin der Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen (SSGK) MV, Pirko Kristin Zinnow – und verwies damit auf die mehr als 50-jährige Abwesenheit des Kunstwerks in Schwerin. Die Geschichte der Plastik, so Zinnow, sei eine von den Restriktionen der DDR-Kulturpolitik, aber auch von der Solidarit.t unter Künstlern. Die Bronze, ein Auftragswerk für die erste gro.e Neuanlage eines Friedhofs in der DDR, war 1970 an der Feierhalle aufgestellt worden. Bereits einige Wochen darauf wurde sie auf Betreiben des 1. Sekret.rs der SED-Bezirksleitung Bernhard Quandt wieder entfernt. Begründung: Sie zeige „mit Bauch und naturalistisch gestalteten Fettpolstern“ einen „stark verbrauchten Mann“ und sei nicht „typisch für den Menschenunserer Zeit, schon gar nicht für den der kommenden Jahrzehnte“. Sogar eine Einschmelzung der Figur war im Gespr.ch, was durch den Einsatz namhafter Künstler, darunter Stefan Thomas, verhindert wurde. Thomas war bei der Wiederaufstellung dabei. Er erlebte mit, wie die Hüllen fielen und der Gro.e Schreitende Mann wieder das denkmalgeschützte Ensemble an der Feierhalle vervollst.ndigt. Mö.glich wurde dies im Zusammenwirken von Landeshauptstadt, SSKG und der Ernst-Barlach-Stiftung – der Getrudenfriedhof Güstrow war bis dato Ausstellungsort der Figur gewesen. 
Pirko Kristin Zinnow nannte die Rückkehr der Plastik und deren wechselvolle Geschichte auch eine Aufforderung, für die Freiheit der Kunst einzutreten. Bewegt von dem Schweriner Engagement und der Rückkehr des Kunstwerks ist Wieland Förster, inzwischen 93 Jahre alt. Aufgrund seines hohen Alters konnte er nicht nach Schwerin kommen, seine Tochter schickte im Namen der Familie aber eine Gru.botschaft. Die Rückkehr der Figur sei ein Zeichen für Demokratie und künstlerische Freiheit, hieß es darin – der Text endete mit den Worten: „in Freude und Dankbarkeit“.