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Ein Leben für die Eisenbahn
Frank Fischer entstammt einer Eisenbahnerfamilie. Der Urgroßvater war in den Anfangsjahren des neuen Transportmittels Hilfsweichensteller im ostpreußischen Tilsit, der Großvater, die Eltern, die Onkel arbeiteten bei der Bahn. Die Eltern haben sich auf einer Zugfahrt kennengelernt, in den Urlaub fuhr man natürlich mit der Bahn und als Kind hatte Frank Fischer selbstverständlich auch eine Modelleisenbahn. Da lag es auf der Hand, dass sich der heute 54-Jährige bei der Berufswahl für das Naheliegende entschied. Er wurde Lokführer, rangierte schon mit 18 Jahren Loks auf den Güterbahnhöfen in Schwerin und Bad Kleinen. Nach der Armeezeit bildete er sich weiter, machte weitere Lizenzen und konnte 1980 als erst 22-Jähriger seinen ersten Schnellzug von Rostock nach Magdeburg fahren. Heute, viele Jahre später, ist er immer noch Lokführer, jetzt für den Güterverkehr DB Schenker in Ludwigslust, fährt Erz vom Hamburger Hafen nach Eisenhüttenstadt oder in Spezialwagons warmen Stahl nach Bremen. Der Schichtbeginn richtet sich nach den Zugfahrplänen, nicht selten geht es mitten in der Nacht los. Seine Frau und die drei – mittlerweile erwachsenen – Kinder kennen nichts anderes als den unregelmäßigen Wechseldienst des Eisenbahnvernarrten.
Wenn sich so viel im Leben eines Mannes um die Eisenbahn dreht, möchte man meinen, in seiner Freizeit wird er sich ganz bestimmt einem anderen Thema widmen. Macht er auch, denn seit 1990 sitzt Frank Fischer für die SPD im Schweriner Stadtparlament, arbeitet dort aktiv in zwei Ausschüssen mit. Doch seit 2005 ist er darüber hinaus auch Vorsitzender des Vereins Mecklenburgische Eisenbahnfreunde Schwerin e.V. und das ist wieder ganz dicht an der Berufsarbeit dran. Für dieses Ehrenamt stellte sich Frank Fischer in einer für den Verein schwierigen Zeit zur Verfügung. Die gut 80 Mitglieder mit unterschiedlichen Interessen hatten sich auseinandergelebt, statt kooperativen Zusammenwirkens überwog Streit. In dieser Situation stellte sich der Schweriner zur Wahl. Er ist kein Spezialist für besondere Technik, hatte aber eine Vision: Jedes Mitglied sollte sich im Verein wieder aufgehoben fühlen. Die stattliche Sammlung an historischer Technik mit immerhin fünf Dampfloks, neun Dieselloks, einem Triebwagen mit Beiwagen, einer Dampfschneeschleuder, elf historischen Personenwagen, Stellwerken, Signalen und weiteren wertvollen Zeugnissen aus allen Bereichen der Eisenbahngeschichte sollten über das Gelände hinter dem Schweriner Bahnhofsgelände hinaus ausstrahlen, ein selbständiges Museum entstehen, Events immer wieder Neugierige anziehen. Heute kann Frank Fischer auf ein paar Jahre erfolgreichen Wirkens zurück schauen. Das ausschließlich in ehrenamtlicher Tätigkeit betreute und ohne jegliche Zuschüsse funktionierende Museum bietet neben der Öffnung am letzten Samstag jedes Monats mehrmals im Jahr themengebundene Aktionstage und Veranstaltungen an. Schulklassen und Projektgruppen können sich zu Führungen anmelden und Kinder hier ihren Geburtstag feiern. Für Betriebsfeiern, Produktpräsentationen oder Firmentagungen bietet die alte Lokwerkstatt ein nicht alltägliches Ambiente. Die hier untergebrachten historischen Fahrzeuge werden für solche Gelegenheiten vor die Tore gefahren, in der 2000 Quadratmeter großen Halle ist dann Platz für 300 Gäste, Bühne und Cateringservice. Nicht vergessen werden darf in der Aufzählung die Dampflok 91 134 und die zehn betriebsfähigen historischen Personenwagen – der Älteste aus dem Jahr 1872, der jüngste aus dem Jahr 1930 –, mit denen man zu besonderen Gelegenheiten Eisenbahnatmosphäre wie vor 100 Jahren erleben kann. Gerade waren Lokführer Jürgen Stettin aus Güstrow und Heizer Thomas Meter aus Parchim zum Bahnhofsfest zwischen Putbus und Bergen auf der Insel Rügen unterwegs. Doch auch zu anderen Gelegenheiten, wie dem Hafenfest in Wismar, wird die historische Lok unter Dampf gesetzt. Nächster Höhepunkt im Vereinsleben ist in ein paar Tagen übrigens der 30. Juni. Von 10 bis 18 Uhr ist dann nicht nur das Mecklenburgische Eisenbahn- und Technikmuseum gleich hinter dem Schweriner Bahnhof geöffnet. Der Modellbahnclub Güs-trow e.V. stellt auch seine Sammlung von Gartenbahnen vor.
Eine solche übrigens hat auch Frank Fischer im Garten hinter seinem Reihenhaus in Lankow, wo er wohnt. Allerdings wurde sie noch nie unter Dampf gesetzt. Bei so viel Ehrenamt liegt der Grund dafür auf der Hand: Keine Zeit. Frank Fischer treibt in diesen Tagen stattdessen ganz anderes um. Die alte Lokwerkstatt hinterm Museum braucht unbedingt ein neues Dach, der TÜV für den Kessel der historischen Dampflok läuft ab. Für beide Sanierungsvorhaben braucht es Fördermittel. Und ein entsprechender Antrag – soll er denn erfolgreich sein – seine Zeit.
Im Internet ist der Verein unter www.mef-schwerin.de zu finden.