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Ein Graf baut sich ein Denkmal
Schloss Bothmer ist etwas Besonderes. Es trägt seinen Namen nicht nach dem Ort, an dem es steht, sondern nach dem Bauherrn, der es in den Klützer Winkel setzen ließ.
Hans Caspar Graf von Bothmer. Das Bild zeigt ihn mit lockiger Allongeperücke, so, wie es ein Mann von Welt zu Beginn des 18. Jahrhunderts trug. In London, einer der europäischen Metropolen jener Zeit, war dieser Bothmer eine große Nummer. Rund um Klütz kannte ihn dagegen kein Mensch.
Das sollte sich bald ändern. Denn der Graf baute sich hier ein Haus. Ein Country House, wie der Engländer sagen würde, ein Landhaus als Zentrum eines beeindruckenden Gutes. Würde man den Wert von Bothmers Landkäufen im Klützer Winkel in heutige Relationen bringen, entspräche er etwa 80 Millionen Euro.
Das Vermögen hatte Bothmer im diplomatischen Dienst erworben. Der spätere Graf wurde in Lauenburg als Sohn eines Hofbeamten von Braunschweig-Lüneburg-Celle geboren. Die Familie stammte aus niederem Adel und der älteste Sohn erhielt schon früh Privatunterricht, lernte Geschichte, Mathematik und Sprachen. Besonders letzteres sollte ihm zugute kommen. Statt in eine Universität trat Hans Caspar in den diplomatischen Dienst ein. Sein Geschick brachte ihn nach Paris, Den Haag und Amsterdam, Kopenhagen und Stockholm. Und in den Dienst des Hauses Hannover. Die Welfen hatten 1692 die Kurfürstenwürde erlangt und drängten nun auf den englischen Thron. Grundlage dafür waren eine direkte Blutlinie zum Haus der Stuarts und ein entscheidender Trumpf: die Mitgliedschaft in der protestantischen Kirche.
1714 reiste Hans Caspar von Bothmer nach London, um Queen Anne, die Letzte der Stuarts, vom Tod der Kurfürstin Sophie in Hannover zu unterrichten. Nur wenige Wochen später starb auch Anne – und der Thron war frei für Sophies Sohn Georg Ludwig. Bothmer blieb in London und bereitete die Machtübernahme vor – und auch sonst brauchte der künftige King George I., der kein Wort Englisch sprach, Bothmers und anderer Diplomaten Hilfe.
Diese Geschichte ist heute in der Ausstellung im Haupthaus des Schlosses, dem Corps de Logis, zu erfahren. Und auch die Räume erzählen Geschichte. „Das Haus selbst ist unser Ausstellungsgegenstand“, sagt Schlossleiterin Nadine Schmidt. „Die Verbindung nach England besteht nicht nur über den Bauherrn, sondern auch über die Architektur.“ Auf die nahm der im fernen London beschäftigte Graf großen Einfluss: Schornsteine und kurvige Bindeglieder zwischen Haupthaus und Seitenflügeln erzählen genauso davon wie englische Kastenschlösser an den Türen und Holzpaneele nach dem Vorbild des St James´s Palace in London, damals Sitz des Monarchen.
Schloss Bothmer, zwischen 1726 und 1732 in der Rekordbauzeit von sechs Jahren errichtet, ist Mecklenburg-Vorpommerns größte barocke Backsteinanlage, die mit Park und einer einzigartigen Festonallee aus holländischen Linden zur Zeitreise einlädt. Im Hohlweg zwischen den Bäumen treffen sich dort, wo der Weg leicht ansteigt, Besucher für Fotos mit malerischem Hintergrund.
Bothmer selbst hat diesen Blick nie genossen. Wohl rechnete er gar nicht damit, je hierher zu kommen – Haus und Landbesitz sind Geldanlage, Erbstück der Familie und ein persönliches Monument, untrennbar verbunden mit seinem Namen. Der Graf starb in London, wo er bis zu seinem Tod 1732 in Bothmar House wohnte. Die Adresse: Number 10 Downing Street. Drei Jahre nach Bothmers Tod zog dort der erste Premierminister ein.
Zurück nach Klütz: Auch wenn der Titel „Schloss“ eigentlich einem landesherrlichen Besitz vorbehalten ist und das „Country House“ des Grafen dieser Definition nicht entspricht – königlich ist es auf jeden Fall. Und den Namen Bothmer kennt hier heute jeder.
www.mv-schloesser.de