17.06.2022

Kultur

Zeichen der Mahnung

Gunter Demnig (kleines Bild) verlegte in Schwerin neben weiteren Steinen erstmals eine Stolperschwelle, die an Euthanasie-Opfer erinnert.
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Gunter Demnig verlegt in Schwerin erste Stolperschwelle

Das Kinderheim Lewenberg war zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Zuhause von 250 Kindern – und eine psychiatrische Einrichtung mit ausgezeichnetem pädagogischem
Ruf. 1941 endete diese Geschichte mit Schrecken und Tod: Zwischen 1939 und 1941 sterben 72 Schützlinge; 207 Kinder werden 1941 auf dem benachbarten
Sachsenberg mittels hochdosierter Medikamente ermordet, elf weitere fallen dem systematischen Mord an behinderten Menschen durch die Nazis in Bernburg zum Opfer. An sie erinnert jetzt vor dem einstigen Kinderheim eine Stolperschwelle. Ende Mai hat der Kölner Künstler Gunter Demnig dieses Erinnerungszeichen verlegt – neben weiteren Stolpersteinen im Stadtgebiet.
„Dass die Zahl der Euthanasie- Opfer in der Schweriner Kinder- Psychiatrie so groß war, dass es sogar einer Stolperschwelle bedarf, ist ein sehr düsteres Kapitel unserer Stadtgeschichte“, sagt Oberbürgermeister Rico Badenschier.
Die Stadt unterstützt die Arbeit der Stolperstein-Initiative um Sabine Klemm, so hat beispielsweise der Leiter des Stadtarchivs Bernd Kasten zur Geschichte des Kinderheims Lewenberg geforscht und die Ereignisse dokumentiert.
Das von Demnig ins Leben gerufene europaweite Erinner ungsprojekt „Stolpersteine“ ist inzwischen das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Rund 75.000 Stolpersteine
liegen in 1265 Orten Deutschlands und in 24 Ländern Europas. In Schwerin erinnern seit Mai weitere Steine an die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft. Mit einem Stein für Paul Junker wurde erstmals auch ein Erinnerungszeichen für ein homosexuelles Opfer des Nazi-Regimes verlegt.
www.schwerin.de