15.05.2009

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Wenn Steine schöne Augen machen

Findlingsgarten in Raben Steinfeld erzählt Episoden der Erdgeschichte
Hans-Dieter Krienke hat auf der steinernen Bank Platz genommen. Sie ist das Herz des Findlingsgartens. Fotos: Katja Haescher
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Rapakiwi-Granit. Nexö-Sandstein. Vulkanische Brekzie - das sind für die meisten wohl böhmische Dörfer. Doch weit gefehlt: Es sind skandinavische Findlinge, die mit der letzten Eiszeit nach Mecklenburg gelangten. Im Ort Raben Steinfeld, dessen Name schon darauf hinweist, dass diese Gegend um Schwerin steinreich ist, liegen sie im neu geschaffenen Findlingsgarten.

Der gehört zu einem Buga-Außenstandort und ist Heimat von 138 Findlingen, die alle rund um Schwerin gefunden wurden. Aus Weitendorf bei Sternberg stammen die am weitesten gereisten Stücke.

„Vater“ des Findlingsgartens ist Hans-Dieter Krienke. Weil es in seinem Heimatdorf von „Findlingen nur so wimmelt“, hatte er die Idee, die Steinriesen publikumswirksam vorzuführen. Zahlreiche Partner halfen bei der Umsetzung oder stellten Steine zur Verfügung. Ab einer bestimmten Größe gilt ein Findling nämlich als Geotop und darf nicht ohne Genehmigung von seinem Platz entfernt werden.

Apropos entfernen: Das ist ohnehin nicht leicht. Der schwerste Brocken im Findlingsgarten wiegt gute fünf Tonnen, bei den etwas kleineren sind es ein bis zwei Tonnen. Ähnliche Schwergewichte aus dieser Gegend kamen übrigens auch beim Bau der Grotte des Schweriner Schlosses zum Einsatz. Sie stammen von Raben Steinfelder Äckern, wo sie den Bauern ohnehin nur im Weg lagen. Die Steine wurden auf Schuten geladen und über den Schweriner See zum Schloss gefahren, das im 19. Jahrhundert sein heutiges Aussehen erhielt.

Geologe Krienke allerdings betrachtet Findlinge lieber „unverbaut“. So können die Steine viel besser Episoden aus der Erdgeschichte erzählen. Damit Laien im Findlingsgarten den Brocken nicht ratlos gegenüber stehen, verraten kleine Tafeln an jedem Stein Name und Herkunft. Wer das Glück hat, von Hans-Dieter Krienke durch den Park begleitet zu werden, erfährt noch viel mehr. Zum Beispiel, dass Frauen besonders metamorphe Gesteine mögen. „Wahrscheinlich, weil diesie so eine schöne Struktur mit Augen und Streifen haben“, vermutet der Fachmann. Ein besonders interessanter Metamorphit ist ein dunkler Gneis mit Epidot- Linse - so der Fachausdruck. In der Linse lässt sich aber auch ohne Probleme eine kleine grüne Rakete erkennen - mit dazugehörigem Feuerschweif. Krienke erklärt an dieser Stelle mit einem Augenzwinkern, dass es sich um ein UFO handeln muss, das in den vergangenen 1,9 Milliarden Jahren auf handliches Maß geschrumpft ist.

Lecker anzusehen aber doch eher bissfest ist der „Blutwurststein“, der in der Fachsprache nüchtern „Porphyr mit angerundeten Feldspäten“ heißt. Eine angeschliffene Stelle zeigt ganz deutlich: Im Innern offenbart dieser Stein ein Muster, das an eine Scheibe Blutwurst erinnert. Die meisten Findlinge in der Ausstellung sind an kleinen Stellen angeschliffen und zeigen den Besuchern so Farbe und Struktur unter dem manchmal unscheinbaren Mantel. Doch warum ist Raben Steinfeld nun so steinreich? „Durch den Ort verlief der Rand der letzten Vereisung, der Weichseleiszeit. Und an diesem Rand hat sich besonders viel Gletscherschutt angereichert“, erklärt Krienke. Klar, dass man aus diesem Reichtum etwas machen muss.

Übrigens eignet sich der Findlingsgarten mit seinen tischgroßen Brocken hervorragend für ein Picknick. Direkt am Rand gibt es einen Parkplatz, der Eintritt ist frei. wenn Steine SchÖne augen machen Findlingsgarten in Raben Steinfeld erzählt Episoden der Erdgeschichte Ostsee oder Nordsee?

 

Auch in anderer Hinsicht ist Raben Steinfeld interessant

Hier verläuft eine Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. Das Wasser des Pinnower Sees fließt in die Warnow, die in die Ostsee mündet. Das Wasser des großen Nachbarn, des Schweriner Sees, dessen Wasserspiegel zehn Meter höher liegt, fließt über den Störkanal in Elde und Elbe und von dort zur Nordsee.