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„Insgesamt eine gute Mischung“
„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ Das hat Karl Valentin einst festgestellt. Und Dr. Pirko Kristin Zinnow findet, dieses Bonmot des Humoristen passe bestens zu ihrem Job. Im Januar dieses Jahres wurde die Obere Landesbehörde Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern gegründet, deren Direktorin Zinnow seitdem ist. Unter dem Dach der zum Finanzministerium gehörenden Behörde sind mehrere Einrichtungen zusammengefasst, die bis dahin von drei unterschiedlichen Stellen verwaltet wurden, darunter das Schweriner Schloss, das Staatliche Museum Schwerin, Schloss Bothmer und die Burg Granitz.
Eine ihrer wichtigsten Aufgaben sei es nun, die Expertise der Fachleute der Schlösser, Sammlungen und Gärten zusammenzuführen. „Ich habe viele Kunsthistoriker hier, auf deren Sachverstand ich mich verlassen kann. Aber das Wissen muss zusammenwirken – aus den insgesamt etwa 140 Mitarbeitern muss ein Team werden“, sagt sie. „Und ich koordiniere und steuere. Ich habe ja auch einen anderen Hintergrund. Das ist insgesamt eine gute Mischung.“ Dieses Zusammenwirken zu organisieren, bereite ihr große Freude, bringe aber eben auch viel Aufwand mit sich.
Wo soll es denn mit den Schlössern, Gärten und Kunstsammlungen hingehen? Welche mittel- bis längerfristigen Ziele verfolgt sie? „Mir ist es wichtig, dass wir nun unsere staatlichen Kulturschätze insgesamt besser steuern und vermarkten können. Wir wollen auch unsere Angebote für unterschiedliche Zielgruppen weiter ausbauen: Der Single, das ältere Ehepaar, die Familie mit Kindern – sie alle sollen gerne zu uns kommen und sich bei uns wohlfühlen“, fasst sie zusammen.
Unabhängig davon gelte es, eine Mischung zu finden aus regionaler Verankerung und internationalem Anspruch. Dabei denkt die Direktorin vor allem an das Staatliche Museum. „Wir haben hier zum Beispiel Werke von Günther Uecker, der aus unserem Land stammt und dessen Arbeiten auch in New York gezeigt werden.“ Dabei sei ihr durchaus bewusst, dass Schwerin mehr oder weniger Provinz ist. Aber sie möge die Provinz, vor allem, wenn so viel Kultur dabei sei wie in Schwerin.
Zinnow wurde in Hamburg geboren, studierte dort und in Washington D.??C. Politikwissenschaften, Amerikanistik und Journalistik. Anschließend arbeitete sie mehrere Jahre an der Freien Universität Berlin, wo sie auch promovierte. Aufgewachsen ist sie jedoch in einer ländlichen Region Niedersachsens, der Nordheide.
„Ich hatte immer Sehnsucht nach einer Kombination aus Kultur und Natur“, schwärmt sie, „und genau das begeistert mich an Schwerin.“ Vor 23 Jahren zog Dr. Pirko Kristin Zinnow in unsere Stadt, wo sie ab 1995 zunächst als Pressesprecherin des Kultusministeriums arbeitete, später war sie unter anderem als persönliche Referentin des damaligen Ministerpräsidenten Harald Ringstorff tätig und übernahm danach unterschiedliche Aufgaben in der Staatskanzlei MV. Von Oktober 2013 bis August 2017 leitete sie die MV-Landesvertretung in Berlin.
Und jetzt kümmert sie sich um Schlösser, um Gärten und um Kunstsammlungen. Also mal was ganz anderes? Sie schmunzelt und antwortet: „Ja, das könnte man annehmen, aber so ist es nicht, denn das Thema Kunst und Kultur zieht sich im Prinzip schon durch mein ganzes Leben. Meine Tante war eine recht erfolgreiche Malerin. Viele ihrer Bilder, naive Malerei, hingen in unserem Haus. Bereits als Mädchen besuchte ich meine Tante gern und oft im Atelier, und schon als 13-Jährige nahm ich erstmals an einer ihrer Vernissagen teil. Den Geruch von Ölfarbe kenne ich also seit früher Kindheit. Ich hatte dadurch keine Berührungsängste mit der Kunst.“
In ihrer berufliche Laufbahn sei sie dann immer wieder mit Kunst und Kultur in Berührung gekommen – als Redenschreiberin in der Staatskanzlei und als Sprecherin des Kultusministeriums sowieso. Aber auch als Botschafterin unseres Landes in Berlin. „Wir haben in der Landesvertretung oft Kunst aus Mecklenburg-Vorpommern präsentiert. Sogar Christoph Müller ist bei uns zu Besuch gewesen“, sagt sie. „Man darf nicht vergessen, dass Kultur ja nicht zuletzt auch ein Werbefaktor ist.“ In ihrer Funktion als „Botschafterin“ habe sie zudem in mehreren Kuratorien gesessen, unter anderem in dem der „Stiftung preußischer Kulturbesitz“.
„Ich hätte meinen jetzigen Job nicht angenommen ohne die tiefe Zuneigung zur Kunst und die Nähe zur Kultur“, betont sie. Konnte sie ihren Nachwuchs in der Familie auch schon dafür begeistern? Sie überlegt kurz. „Mein Mann interessiert sich sehr, aber noch mehr für Fußball“, sagt sie dann. „Ich nehme meinen jetzt 19-jährigen Sohn gern mal zu Ausstellungen mit, wenn ich denke, dass sie ihn interessieren könnten. Er ist für mich so etwas wie ein Trendscout: Was spricht die jungen Leute an?“
Als Ausgleich zum Job – fernab von Schlössern, Gärten und Kunst – trifft sich Zinnow gern mit Gleichgesinnten zum Joggen. Mit Pinsel, Spachtel und Farbe an der Leinwand könne sie den Alltag jedoch genauso gut hinter sich lassen wie beim Sport. Große abstrakte Gemälde male sie am liebsten, sagt sie. „Die fertigen Bilder verschenke ich an Freunde und Verwandte – oder pflastere unser Haus damit zu“, fügt sie hinzu und lacht. Kunst macht eben nicht nur viel Arbeit, sondern auch Spaß. S. Krieg