17.03.2017

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Ein bisschen die Welt retten

Nele Tippelmann leitet am Staatstheater den Bereich Theaterpädagogik, Vermittlung und Partizipation
Nele Tippelmann arbeitet besonders gern mit Kindern und Jugendlichen. Foto: S. Krieg
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Eigentlich hatte Nele Tippelmann vor, „die Welt zu retten“. Jedenfalls, sagt sie, habe sie deswegen einst mit dem Jura-Studium begonnen. Gute juristische Kenntnisse wären sehr hilfreich gewesen, ihren großen Plan umzusetzen. Nun ist die 34-Jährige beim Theater gelandet und hilft zumindest, die Kultur zu retten. Und das ist doch auch schon mal was.

Geboren wurde sie in Münster, wo ihre Eltern studierten. Mit fünf Jahren zog sie mit ihnen zunächst um nach Bonn und später nach Brüssel. In der belgischen Hauptstadt legte sie an der Internationalen Deutschen Schule das Abi­tur ab, aber ihre Freizeit gehörte zum großen Teil der Theater-AG des Gymnasiums. „Schon als Schulkind“, sagt sie, „habe ich dort inszeniert, unter anderem war ich im Regie-Kollektiv für unser Abi-Abschluss-Stück ‘Hair‘.“ Und lachend fügt sie hinzu: „Das war ganz schrecklich.“ Bei der Aufführung des Musicals habe sie auch Klavier gespielt, aber sonst sei es damals nicht so ihre Sache gewesen, selbst auf der Bühne zu agieren. „Vor dem Spielen habe ich mich immer gesträubt“, sagt sie.

Während ihres Jura-Studiums, das sie 2001 an der Universität Kiel begann, mischte sie im Studenten­theater mit. Vor allem inszenierte sie wiederum, übernahm aber auch selbst die eine oder andere Rolle. Parallel hospitierte und assistierte sie am Theater Kiel und dann ebenfalls in Hamburg und Salzburg.
An der Uni wechselte sie vom Recht zur Kultur und studierte Medien-, Musik- und Literaturwissenschaften. Zwischendurch versuchte sie sogar, parallel dazu mit Jura weiterzumachen, gab diesen Teil des Studiums aber wieder auf. Das Theater Kiel bot ihr nämlich 2006 an, als feste Assistentin einzusteigen. „Das fand ich viel attraktiver, als mich weiter jeden Tag hinzusetzen und Jura zu pauken.“ Sie griff also zu; immerhin sei der Weg übers Assistieren (und vorher das Hospitieren) der klassische Sei­ten­einstieg für künftige Theaterregisseure.

Großes Glück habe sie gehabt, dass sie gleich in ihrer zweiten Spielzeit, anfangen durfte zu inszenieren. Es begann mit William Waltons Kammer-Oper „The Bear“. Ihr erstes Stück auf der großen Bühne war „The Lighthouse“ von Peter Maxwell Davies. „Ich mochte einfach gern britische zeitgenössische Sachen und konnte mehr mit der Musik von der Insel anfangen als mit deutschen Kompositionen“, sagt sie.
In ihrer Zeit am Theater Kiel begann sie bereits, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Singen konnten die jungen Leute schon, aber Tippelmann erkannte, dass mehr in den Chorsängern steckt. So übte sie mit den 13- bis 19-Jährigen erst einzelne szenische Sachen und brachte später mit ihnen sogar ein Musical auf die Bühne, das „König Keks“ hieß. Es folgten mehrere Kinder-Opern, inzwischen sind es bereits fünf. Darauf sei sie schon ein bisschen stolz.

Heute denkt sie nicht nur gern an diese Zeit zurück, sondern führt als Gast dort auch wieder Regie: Die Oper, in der die Mädchen und Jungen singen, wird im Juni uraufgeführt.
Ihre feste Stelle in Kiel gab sie auf, weil sie ihrer Ansicht nach lange genug Assistentin war und fortan lieber frei arbeiten wollte – was sie mit Erfolg tat. Sie wirkte unter anderem an Theatern in Hamburg, Berlin, Karlsruhe und Antwerpen und war Halbfinalistin bei einem bedeutenden Regiewettbewerb in Graz.
Von 2012 bis 2014 belegte sie in Zürich berufsbegleitend einen Masterstudiengang im Kultur-Management. Darauf gebracht hatte sie der Studienleiter, den sie beim Regiewettbewerb kennen gelernt hatte. „Die Idee des Studiengangs ist es, Leute auszubilden, die wissen, wie der Kulturbetrieb am Laufen gehalten werden kann“, erläutert sie.

Lars Tietje, der neue Intendant des Opens external link in new windowMecklenburgischen Staatstheaters, bat sie schließlich, nach Schwerin zu kommen. Und seit August 2016 leitet sie nun den Bereich Theaterpädagogik, Vermittlung und Partizipation. „Ein großer Teil meiner Aufgaben ist Arbeit mit und für Schulen und Kitas“, sagt sie. Das Spektrum reiche hier von Vor- und Nachgesprächen zu Stücken über Workshops bis hin zu Feriencamps. Um Erwachsene kümmert sie sich ebenso, zum Beispiel in den Theaterclubs, aber auch hier in Workshops ganz unterschiedlicher Art. „Mir ist es wichtig, dass man mal reinschnuppern kann in den Betrieb, dass man sieht, wie viele Menschen hier beschäftigt sind, was sie so alles tun – und warum Theater eben auch was kostet.“

Hintergründe vermitteln, Verständnis wecken – einfach fürs Theater begeistern: Das ist Nele Tippelmanns kleiner Beitrag zur Rettung der Welt. S. Krieg