18.10.2019

Kultur PR-Anzeige

„Die Schule ist es einfach wert“

Jobst Harders ist passionierter Musiker und leitet die Schweriner Niels-Stensen-Grundschule
Jobst Harders (51) auf dem Hof der Niels-Stensen-Schule
like-imagelike-image
share email
dislike-imagedislike-image

Es gibt unterschiedliche Gründe, die Niederlande zu mögen: die in vielerlei Hinsicht liberale Politik, die schön flache Landschaft, die Tulpen, Willem Alexander samt Máxima. Oder alte Querflöten. Wegen dieses Instruments hat
jedenfalls Jobst Harders seinen Wohnsitz für eine längere Zeit nach Utrecht verlegt. Dort und in der Metropole Amsterdam studierte er von 1990 bis 1997 Musik.

„Ein Musikstudium für alte Querflöten gab‘s damals hier in Deutschland im Prinzip nicht“, erläutert er. „In den Niederlanden hat man aber schon viel geforscht, welche Instrumente zu den Zeiten von Bach gespielt wurden und wie sie klangen.“ Die Ins-trumente werden sogar wieder nachgebaut. Jobst Harders selbst stellte hölzerne Querflöten nach historischen Vorbildern her – erst zusammen mit einem niederländischen Flötenbauer und dann auch allein.

Geboren und aufgewachsen ist er in Ganderkesee bei Bremen. Bekannt ist der Ort für nichts Besonderes. Aber musizieren kann man auch dort sehr gut. Er sagt: „Meine Eltern waren Musikliebhaber, und drei von uns fünf Geschwistern sind Profimusiker geworden. Ich habe schon als Kind Querflöte gespielt, sehr gern Stücke aus der Barockzeit. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass die Musik auf der alten Querflöte viel besser klingt als auf der modernen.“

Und er weiß auch, warum: „Die Komponisten von Bach bis Beet-hoven haben für Instrumente geschrieben, wie sie damals klangen.“ Es wollte sich also beim Musikstudium auf die alte Querflöte spezialisieren.

Das Studium absolvierte er gemeinsam mit seiner Frau Waltraud Ellmann-Harders. Alle ihre vier Kinder – heute zwischen 13 und 20 Jahre alt – wurden in den Niederlanden geboren. Parallel zum Studium und in den Jahren danach arbeitete er als freischaffender Musiker, unter anderem als Mitglied des Barock-Orchesters L‘arco, dem er auch schon vor dem Studium angehörte. Konzertreisen führten beide durch ganz Europa. Im Jahr 2002 hängten er und seine Frau noch ein Studium dran. Jobst Harders studierte Lehramt für Grundschule, sie Theologie.

Anschließend wurde er Lehrer und lernte dadurch das niederländische Schulsystem gut kennen. Noch heute schwärmt er davon: „Es ist so vielfältig und facettenreich, und die vielen reformpädagogischen Konzepte, von denen man hierzulande vielleicht mal in Vorträgen gehört hat, gibt es dort parallel nebeneinander.“ Und weil in den Niederlanden Schulen in freier Trägerschaft genau wie die staatlichen Schulen zu hundert Prozent gefördert würden, seien etwa zwei Drittel der Schulen in dem  Land Privatschulen.

Trotz aller Begeisterung wollte die Familie Harders zurück nach Deutschland. Nur wohin genau? Zwei Bedingungen waren zu erfüllen: Der Wohnort sollte im Norden liegen und die Arbeitsstätte am liebsten eine katholische Schule sein. Jobst Harders stammt aus einem kirchlich geprägten Elternhaus und war in Utrecht aktiv in der Ökumenischen Studentengemeinde.

Die Wahl fiel auf Schwerin und die Niels-Stensen-Schule. So zog die Familie 2006 hierher. Weil dort nicht gleich eine Stelle frei war, arbeitete er zunächst ein Jahr an der evangelischen Schule in Hagenow. Seit 2007 ist er Grundschullehrer an der Niels-Stensen-Schule. Und 2014, als die vorherige Leiterin Ursula Schmitt in Rente ging, übernahm er auch deren Aufgaben.

Er sagt: „Es war und ist ein tolles Kollegium hier. Da habe ich mich schnell entschieden, die Verantwortung zu übernehmen und Leiter der Grundschule zu werden. Die Schule ist es einfach wert.“ Als Direktor bleibt ihm allerdings weniger Zeit zu unterrichten. Ein paar Stunden gibt er aber schon noch. Musik dann natürlich. „Sollte man denken“, erwidert Harders und schmunzelt, „aber ich gebe vor allem Werkunterricht. Daran haben die Kinder viel Spaß, weil es ein guter Ausgleich ist zu den anderen Fächern, bei denen mehr der Kopf gefragt ist als die Hände.“

Auch in dieser Hinsicht sei er vorgeprägt: In der heimischen Werkstatt hätten er und seine Geschwis-ter oft gesägt, geschraubt, geklebt, gehämmert; und sein Vater habe seinerzeit Werklehrer ausgebildet.

Damit zurück zur Musik – und der ergänzenden Bemerkung, dass Jobst Harders nicht nur Klänge aus der Barockzeit wiederbelebt, sondern sich auch auf die der Populärkultur versteht.

Schon als Schüler spielte er Rock und Jazz in einer Band.  Jetzt tritt er ab und an mit der Gruppe Anna-cover auf, die vor allem Rockklassiker zu Gehör bringt. Hier spielt der 51-Jährige aber nicht Querflöte, sondern Bass und manchmal auch Saxophon. S. Krieg 

www.niels-stensen-schule.de